Röntgen für die Erde

Erdbebenwellen sind hochkompliziert. Die beiden häufigsten Formen sind aber „normale“ Longitudinal- und Transversalwellen. Erstere haben die höchsten Geschwindigkeiten (bis zu 14 km/s!). Sie kommen daher an entfernten Orten am schnellsten an und heißen demnach auch Primär- oder P-Wellen. Die Transversalwellen sind langsamer (bis 7,5 km/s) und heißen Sekundär- oder S-Wellen.

Dass man durch Anwendung physikalischer Grundlagen oft neue Erkenntnisse gewinnen kann, zeigt folgendes Beispiel: Nach einem Beben gibt es auf der gegenüberliegenden Seite der Erde einen sehr großen Bereich, in dem keine S-Wellen auftreten, die so genannte Schattenzone. Man wusste aber früher nicht, warum das so ist. Dann kam aber Richard D. Oldham 1906 auf die richtige Idee, dass der Erdkern flüssig sein muss, weil sich in Flüssigkeiten keine Transversalwellen ausbreiten können -es ist gut, wenn man in Physik aufpasst (F8). Dass der innere Teil des Kerns wieder fest ist, konnte man 1936 ebenfalls durch die Auswertung von Erdbebenwellen herausbekommen.




Vereinfachte Darstellung, wie Bebenwellen durch die Erde laufen. Weil durch den flüssigen Bereich keine S-Wellen laufen können, liegt dahinter eine riesige Schattenzone für S-Wellen.