Untertitel: Alpha, Beta, Gamma
|
|
Bei der Radioaktivität treten drei Arten von Strahlung auf, die man mit den ersten drei Buchstaben des griechischen Alphabets benannt hat: $\alpha$-, $\beta$ und $\gamma$-Strahlung. Zwei Dinge haben sie gemeinsam: Ihr Ursprung ist im Kern und durch die Strahlung gehen die Kerne in eine stabilere Lage über. Anders gesagt: die potenzielle Energie des Kerns wird dabei geringer.
Bei der $\alpha$-Strahiung wird ein Heliumkern (2 Protonen, 2 Neutronen) weggeschleudert (Abb. 3.31). Bei der $\beta$-Strahlung wird ein Elektron, bei der $\beta^+$-Strahlung ein Positron ausgesendet. Dabei wird im Kern entweder ein Neutron in ein Proton umgewandelt oder umgekehrt und es entstehen Neutrinos oder Antineutrinos.
|
|
Das Positron gehört zur so genannten Antimaterie. Diese hat mit Materie bis auf die Ladung alles gemeinsam. Ein Positron ist also der positiv geladene Zwilling eines Elektrons, und ein Antiproton ist negativ geladen (Abb.). Antimaterie lebt nicht lang! Wenn sie auf Materie trifft, zerstrahlt sie zu reiner Energie. Gib also deinem Anti-Ich niemals die Hand.
|
|
Bei der $\gamma$-Strahlung verändert sich die Zusammensetzung der Nukleonen im Kern nicht, sondern dieser geht in einen energetisch tieferen Zustand über. Die überschüssige Energie wird in Form eines oder mehrerer $\gamma$-Quanten abgegeben. Man nennt diese Teilchen auch Photonen. Das sind dieselben Teilchen, aus denen das Licht besteht, nur sind sie um ein Vielfaches energiereicher. Die drei Arten von radioaktiver Strahlung sind in der Tabelle zusammengefasst. Da der Mensch zu etwa 80% aus Wasser besteht, gelten für ihn näherungsweise die Strahlungsreichweiten für Wasser, $\alpha$- und $\beta$-Strahlung dringen demnach nur größenordnungsmäßig Millimeter in den Körper ein, $\gamma$-Strahlung kann den Menschen problemlos durchdringen. Das liegt daran, dass Photonen keine Ladung besitzen. Weil die Masse der $\alpha$-Teilchen so groß ist, richten diese den größten Schaden im Körper an.
|
|
Die Strahlung ist in der Lage, Elektronen aus den Atomhüllen herauszuschlagen. Jedes einzelne $\alpha$ und $\beta$-Teilchen kann etwa $10^4$ bis $10^5$ Ionenpaare erzeugen. Man spricht daher von ionisierender Strahlung. Das führt letztlich dazu, dass Makromoleküle wie die DNS aufgebrochen werden, was zu Krebs oder Erbschäden führen kann. Unkontrollierte Radioaktivität macht also keine Superhelden, wie das in Comics und Filmen immer wieder zu sehen ist.
|
|
Kontrolliert eingesetzt kann man mit Radioaktivität in der Medizin aber viel Positives bewirken. Vor allem kann man durch radioaktive Markierung die Verteilung von bestimmten Elementen im Körper feststellen, sei das der Kohlenstoff im Zucker (PET-Scanner), Iod in der Schilddrüse oder Calzium im Knochen. Mit gezielt eingesetzten $\beta$-Strahlern kann man eventuell gefundene Krebsherde dann zerstören.
Es ist ironisch, aber man kann tatsächlich den Zufall berechnen. Gut, beim Roulette bringt dir das nichts. Du kannst nicht voraussagen, ob beim nächsten Wurf rot oder schwarz kommt. Aber du kannst voraussagen, dass die Wahrscheinlichkeit im Schnitt 50:50 sein muss (wenn nicht, dann wurde am Roulette wirklich was „gedreht“). Bei sehr vielen Ereignissen kann man den Zufall also tatsächlich berechnen (F25).
Beim radioaktiven Zerfall ist das auch so. Du kannst nicht sagen, wann ein bestimmtes Atom zerfällt. Du kannst aber sehr exakt sagen, nach welcher Zeit die Hälfte der Atome zerfallen ist. Diese Zeit nennt man die Halbwertszeit ($T_{1/2}$).
|
|
Dabei gibt es bei den verschiedenen Atomsorten extreme Unterschiede von Zeiten weit jenseits des Alters des Universums bis hinunter zu Bruchteilen von Sekunden (obige Tab.). Beim Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 waren die Hauptbestandteile des radioaktiven Niederschlags Iod-131 und Cäsium-137. Während Iod-131 eine sehr kurze Halbwertszeit hat und heutzutage nicht mehr nachzuweisen ist, wird Cäsium-137 im Jahr 2016 erst zur Hälfte zerfallen sein und es wird bis 2186 dauern (also bis 200 Jahre nach dem Unfall), bis davon nur mehr 1% übrig ist. Radioaktiver Zerfall lässt sich also wie eine Uhr verwenden, und das macht man sich bei der Altersbestimmung mit Hilfe der C-14-Methode zu Nutze.
|
|
Zusammenfassung