Ein Vergleich der Berufung des Propehten Jeremia (Jer 1,1-10) und der Verkündigung der Geburt Jesu an Maria, die „Berufung“ Marias, (Lk 1,26-38) zeigen deutlich das immer wiederkehrende bibl. Schema von Berufungserzählungen:
Prophet(in) im bibl. Sinn ist ein Fürsprecher im doppelten Wortsinn: Sprecher für Gott und für die Menschen. Die prophetische Verkündigung erfolgt durch Worte und Zeichenhandlungen und kann die ganze Breite und Tiefe der menschl. Existenz (Trost, Verheißung, Hilfe, …; Warnung, Drohung, Gericht, …; Klage, Bitte, Dank, …) umfassen.
Das Arbeitsblatt über Maria gibt Auskunft über Maria im NT, Marienfeiertage und Maria in der sciht des 2. Vat. Konzils.
Die Dokumentation Marienerscheinungen im Medienarchiv der ORF-TVthek zeigt einige wichtige Ausprägungen der Volksfrömmigkeit in Bezug auf Maria: Marienerscheinungen, Marienwallfahrten und Marienfeiertage.
In den ältesten (ersten) Texten des NT kommt Maria (namentlich) nicht vor. So schreibt Paulus in seinem Brief an die Galater: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.“ (Gal 4,4f).
Während Maria im Matthäusevangelium durch die Jungfrauengeburt und besonders im Lukasevangelium durch die gesamte Kindheitsgeschichte, aber auch bei Johannes durch die Kana- und Passionsgeschichte eine sehr große Bedeutung als Mutter Jesu spielt, ist sie im Markusevangelium, das keine Geburtsgeschichte umfasst, erheblich kleiner.
Mehr noch: Das markinische Marienbild enthält Züge, die einer idealisierten Mariologie zuwiderlaufen. Wahrscheinlich bewahren sie historische Erinnerungen auf – wie allerdings die matthäischen, lukanischen und johanneischen Traditionen wohl auch.
Im NT taucht das Thema „Jungfrau Maria“ erst spät, eben bei Mt und Lk, zwischen 80 und 90 auf und bleibt der Christusverkündigung untergeordnet. Beide Evangelisten stützen sich auf das Wort des Propheten Jesaja an König Ahas:„Der Herr wird euch von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.“ (Jes 7,14) Im hebräischen Urtext ist nicht von einer Jungfrau, sondern von einer jungen Frau die Rede. Jesaja verwarnt den König, der seiner Berufung untreu wird. Dieser Text wurde im Judentum der Zeit Jesu als messianische Verheißung gedeutet und mitunter auf eine jungfäuliche Empfängnis bezogen. Heute wird dieser Glaubensinhalt auch dahingehend verstanden,dass Maria ganz für Gott und seine Wirken bereit war.
Mk 3,31-35 (Wer ist meine Mutter?): Entgegen unserer idyllischen Vorstellung von der
„heiligen Familie“ wird hier der enge Familienbegriff sehr geweitet: Nicht die Blutsverwandtschaft
ist ausschlaggebend, sondern die Erfüllung des Willens Gottes ist Zeichen
der Zugehörigkeit zur „heiligen Familie“!(Paralleltexte dazu findet man bei Mt 12,46-50; Lk 8,19-21)
Mk 6,3 (Sohn der Maria): An dieser Stelle wird Jesus nicht – wie es ansonsten in der jüdischen
Terminologie üblich ist – über den Vater definiert, sondern als „Sohn der Maria“ bezeichnet.
Das passt zur „Überschrift“ des Markusevangeliums - möchte er doch in seinem
Evangelium aufzeigen,
Im Lukasevangelium wird Maria eine besondere Rolle zugedacht. Hätten wir die ersten
beiden Kapitel des Lukasevangeliums nicht, so wäre der Textbestand der Bibel über Maria
sehr dürftig! Sie steht in dieser von Lukas gestalteten Vorgeschichte (die es in dieser Form
nur hier gibt) aktiv im Vordergrund, indem sie ihr Ja zu ihrer Auserwählung spricht. Der
Zielpunkt ist aber letztlich nicht ihre Person, sondern ihr Sohn Jesus, den sie zur Welt
bringt.
Lk 1,26-38 (Verheißung der Geburt Jesu): Die Aussagen des Textes zielen auf Jesus –
eine Fülle von Titeln werden hier bereits im „Vorwort“ des Lukas eingebracht. Man weiß
von Anfang an, mit wem man es im Evangelium zu tun hat.
„Magd des Herrn“ ist ein Ehrentitel und Auserwählungstitel wie „Knecht Gottes“ (und bedeutet
eben nicht Magd des Mannes!). Sie spricht auch nicht sofort das Ja, sondern sie
fragt nach: „Wie soll das geschehen?“
Lk 1,39-56 (Elisabet – Maria): Auch bei der Begegnung der beiden Frauen, die die gemeinsame
Schwangerschaft und die ungewöhnlichen Umstände dabei miteinander verbindet
(Lukas stellt parallel immer Johannes den Täufer und Jesus einander gegenüber,
wobei die Aussagen über Jesus jene über Johannes stets überbieten – auch hier wird klar
gemacht, wer die Hauptperson seines Evangeliums ist!), steht das noch ungeborene Kind
der Maria im Mittelpunkt. Das bekannte „Magnificat“, der Lobpreis Marias, stellt einerseits
die Verbindung Jesu mit dem Heilsplan Gottes her, andererseits bringt es– wenn er einer
Frau in den Mund gelegt wird – auch die Rolle einer Frau in diesem Heilsplan zur Sprache!
„Siehe von nun an preisen mich selig alle Geschlechter“ – wohl ein Ausdruck von Selbstbewusstsein
und Freude!
Apg 1,12-14 (Gebet der Jünger, Frauen und Maria): Die Apostelgeschichte ist die Fortsetzungsgeschichte des Lukasevangeliums, vom selben Verfasser geschrieben.
Der Stellenwert, den Lukas Maria in seinem Evangelium gibt, wird auch hier deutlich,
wenn Maria mit den Jüngern und Jüngerinnen genannt wird, die sich versammelt haben
und gemeinsam beten. Maria erscheint als vorbildlich Glaubende der ersten Stunde.
Matthäus hat ebenfalls – wie Lukas – seinem Evangelium eine „Vorgeschichte“ vorangestellt,
allerdings eine völlig andere. Die aktive Hauptfigur ist bei ihm nicht Maria, sondern
Josef, dem Gott durch Träume seine Pläne bekannt gibt (vgl. Mt 1,18-25). Josef handelt
so, wie Gott ihm sagt. Maria erscheint hier nur in einer „Nebenrolle“.
Wiederum geht es bei Matthäus (wie bei Lukas) darum, dem Leser/der Leserin bereits zu
Beginn des Evangeliums die „richtige Brille“ aufzusetzen und Aussagen über Jesus zu
machen, die im Evangelium ausgefaltet werden.
Mt 2,11 (Magier): In dieser Szene wird – entgegen der sonstigen Tendenz des Mt – „das
Kind und Maria, seine Mutter“ genannt, die die Magier im Haus vorfinden. Josef wird hier
nicht erwähnt.
Der Evangelist Johannes nennt Maria nur einmal mit Namen, ansonsten ist immer von der
„Mutter Jesu“ die Rede bzw. Jesus selbst spricht sie mit „Frau“ an (vgl. Joh 2,4; 19,26) so
wie er auch andere Frauen anspricht (z. B. Joh 4,21; 8,10). Hier wird ebenfalls – ähnlich
wie in den anderen Evangelien – ein neuer Verwandtschaftsmodus geschaffen: der Jünger,
den Jesus liebt und seine Mutter werden als „letztes Vermächtnis“ miteinander verwandt
gemacht. Wer Jesus nachfolgt und bei ihm ausharrt, auch dort, wo es bis ans Letzte
geht – so die Botschaft dieses Evangeliums -, der gehört zur „jesuanischen Familie“.
Ausführliche Information zu Maria im NT
Die wichtigsten Marienfeiertage im Kirchenjahr verdeutlichen auch die Bedeutung Marias im Glauben der kathol. Kirche:
Mariä Empfängnis (8.12.):
1854 hat Papst Pius IX. das Dogma der unbefleckten Empfängnis feierlich verkündet. Es besagt, dass Maria selbst „ohne Erbsünde empfangen“ wurde. Der Begriff Erbsünde bezeichnet den Unheilszusammenhang, der von Anfang an die Existenz des Menschen bestimmt und ihn zur Sünde geneigt macht. Maria ist vom Beginn ihres ird. Daseins an frei von diesen Verstrickungen. Dies ist ein besonderes göttliches Gnadengeschenk und ein Geheimnis des Glaubens. Unbestritten bleibt, dass Maria auf natürliche Weise als Kind ihrer Eltern geboren wurde. Zeitlich in Verbindung mit diesem Fest stehen die Feste
Mariä Geburt (8.9.)
Mariä Namen (12.9.)
Mariä Verkündigung (25.3.):
Erinnert an die Verkündigung der Geburt Jesu an Maria (vgl. Lk). Zeitlich in Verbindung mit diesem Fest steht natürlich das Geburtsfest Jesu (25.12.).
Mariä Himmelfahrt (15.8.)
Im Jahr 1950 hat Papst Pius XII. als Dogma verkündet, dass Maria mit Leib und Seele in die Herrlichkeit Gottes augenommen wurde. Dieses Dogma sagt auch etwas über unser aller Leben und Sterben. Was an Maria bereits geschehen ist, das darf jeder erhoffen. Das Leben, das wir nach dem Tod erhoffen dürfen, ist ein Leben mit Leib und Seele, das Leben der ganzen Person, die wir sind.
Beim Konzil wurde lange darum gerungen, ob man ein eigenes Dokument über Mria verfassen soll. Die Konzilsväter haben sich schließlich dazu entschlossen die Lehre über Maria in die dogmatische Konstitution über die Kirche, Lumen gentium, aufzunehmen. (Kap. 52-69).
Maria wird hier als Urbild der Kirche und als Vorbild des Glaubens vorgestellt. An ihr wird deutlich, wozu wir alle berufen sind: