Galileo Galilei

Galileo Galilei (1564-1642)
1564* in Pisa, gilt als Begründer der Naturwissenschaft
1581Studium der Mathematik und Physik in Pisa
1582Einführung des Gregorianischen Kalenders
1589Univeritätsdozent für Mathematik in Pisa (dies galt nicht sehr viel, das Gehalt eines Philosophieprofessors war damals etwa zwanzigmal so hoch wie das eines Mathematikprofessors)
1592 Mathematikprofessor in Padua
1600Giordano Bruno wird als Ketzer verbrannt
1609Johannes Kepler wird als Nachfolger Tycho Brahes Hofmathematiker zu Prag, entdeckt die Gesetze der Planetenbewegung (1. und 2. Keplersches Gesetz)
Galilei verbessert das in Holland erfundene Fernrohr
1610Entdeckung der Jupitermonde, Saturnringe, Phasen der Venus und der Sonnenflecken durch Galilei Öffentliches Bekenntnis zum kopernikanischen System (aus 1543, heliozentrisches Weltbild, Nikolaus Kopernikus)
1612Pater Cassini predigt in Florenz gegen Galilei
1616Erste Konfrontation mit der Kirche. Galilei wollte keinen Streit, hatte unter Kardinalen viele Freunde, kirchliche Kreise hatten Interesse an der Astronomie (Kalender). Widerstand kam aber auch von Seiten aristotelischer Wissenschaftler. Galilei fuhr freiwillig nach Rom, Treffen mit Kardinal Bellarmin.
Im Protokoll heißt es: „Vom Kardinal Bellarmin wurde zuerst berichtet, dass der Mathematiker Galileo Galilei ermahnt worden sei, die bis dahin von ihm festgehaltene Meinung, die Sonne sei das Zentrum der Himmelskugel und unbeweglich, aufzugeben, und er auf Widerspruch verzichtet habe.“
1616Als Folge der Auseindersetzung wird das Werk des Kopernikus auf Index gesetzt, nach zwei Jahren wieder freigegeben, lediglich apodiktische Aussagen durch hypothetische ersetzt.
1624Kardinal Barbarini, ein langjähriger Freund Galileis, wird Papst Urban VIII.
Galilei widmet ihm Streitschrift 'II Saggiatore', diese richtet sich gegen den Jesuitenpater Grassi, der ebenfalls Galilei angegriffen hatte. Bis
1630Arbeit an Hauptwerk 'Dialog über die Ursachen der Gezeiten', Galilei sah in den Gezeiten Beweis für die Bewegung der Erde.
1630Einreichung bei Zensur, diese prüft zwei Jahre lang, verlangt einige Abänderungen, die Galilei sofort ausführt, darunter wird der Titel auf 'Dialog über die beiden großen Weltsysteme' geändert.
1632'Dialog über die beiden großen Weltsysteme' erscheint mit dem Imprimatur des römischen und florentinischen Inquisitors, d.h. mit dem vollen Einverständnis der Kirche
1633Anklage und Prozeß gegen Galilei, das Inquisitionsverfahren gegen ihn wurde aufgrund eines (umstrittenen) alten Dokuments eröffnet; darnach sei Galilei schon 1616 der Befehl erteilt worden, „oben besagte Meinung, dass die Sonne im Zentrum der Welt sei, die Erde dagegen sich bewege, ganz und gar aufzugeben und sie fernerhin in keiner Weise festzuhalten, noch zu lehren oder zu verteidigen“.
Galilei wird verurteilt, das Urteil aber nur von sieben der zehn Kardinale unterschrieben. „Haft“ in der Villa der Großherzogs von Toskana, später in seiner eigenen.
1642Zweites großes Werk 'Die Mechanik' erscheint.
1642+Galilei stirbt achtundsiebzigjährig in Florenz.
1643In Woolsthorpe in der Grafschaft Lincolnshire wird Isaac Newton geboren.

Worum ist es beim „Prozeß Galilei“ gegangen?

Letztendlich um die Frage: Wer hat die Autorität über Wahrheiten zu bestimmen? Galileis eigene Worte dazu: „Ich bin geneigt, zu glauben, die Autorität der Heiligen Schrift habe den Zweck, die Menschen von jenen Wahrheiten zu überzeugen, welche für ihr Seelenheil notwendig sind und die, jede menschliche Urteilskraft völlig übersteigend, durch keine Wissenschaft noch irgendeinanderes Mittel als eben durch Offenbarung der Heiligen Geistes sich Glaubwürdigkeit verschaffen können. Dass aber dieser selbe Gott, der uns mit Sinnen, Verstand und Urteilsvermögen ausgestattet hat, uns deren Anwendung nicht erlauben und uns auf einem anderen Weg jene Kenntnisse beibringen will, die wir doch mittels jener Eigenschaft selbst erlangen können: Das bin ich, scheint mir, nicht verpflichtet zu glauben.“

Und Albert Einstein drückte diese Grundidee Galileis noch einmal aus, als er 1952 das Vorwort zur deutschen Ausgabe von Galileis erstem Hauptwerk 'Dialog über die beiden großen Weltsysteme' schrieb, indem er sagte: „Das Leitmotiv von Galileis Schaffen sehe ich in dem leidenschaftlichen Kampf gegen jeglichen auf Autorität sich stützenden Glauben. Erfahrung und sorgfältige Überlegung allein läßt er als Kriterien der Wahrheit gelten. Wir können uns heute schwer vorstellen, wie unheimlich und revolutionär eine solche Einstellung zu Galileos Zeit erschien, in welcher der bloße Zweifel an der Wahrheit von auf bloße Autorität sich stützenden Meinungen als todeswürdiges Verbrechen betrachtet und bestraft wurde. Wir sind zwar auch heute keineswegs so weit von einer solchen Situation entfernt, als sich viele von uns schmeicheln mögen; aber der Grundsatz, dass das Denken vorurteilsfrei sein soll, hat sich inzwischen wenigstens in der Theorie durchgesetzt, und die meisten sind bereit, diesem Grundsatz Lippendienste zu leisten.“