Die erste beobachtete Kernumwandlung
Zu Beginn des 20.Jh. hielt man die Atome für die kleinsten, unteilbaren und unveränderlichen Bestandteile der Materie. Diese Vorstellung wurde im Jahr 1911 durch Rutherfords Streuexperinient mit `\alpha`-Teilchen an einer Goldfolie widerlegt, das den Aufbau des Atoms aus Kern und Hülle zeigte. Die Teilchen der Hülle, die Elektronen, waren seit 1897 bekannt - aber woraus besteht der Kern? Auch die Atomkerne konnten nicht die fundamentalen Bestandteile der Materie sein: Erstmalig beobachtete Rutherford 1919 eine Kernumwandlung (Kernreaktion), als er `\alpha`-Teilchen auf Stickstoff in einer Nebelkammer schoss. Aus den Spuren in der Nebelkammer schloss er auf die Reaktion
$^4_2He + ^{14}_{\,\,7}N \rightarrow ^{17}_{\,\,8}O + ^1_1H$
Welche Strahlung hat Victor Hess beobachtet?
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Die kosmische Strahlung aus energiereichen Protonen, Kernen und `\gamma`-Strahlung erzeugt in der oberen Atmosphäre als Sekundärstrahlung zahlreiche Teilchen. Die tieferen Luftschichten schwächen die Strahlung, die zur natürlichen Strahlungsbelastung beiträgt.
Der österreichische Physiker Victor Franz Hess (1883-1964) entdeckte 1912 die kosmische Strahlung. Er stellte bei Ballonflügen fest, dass eine unbekannte ionisierende Strahlung mit der Höhe an Intensität zunimmt. Hess wusste noch nicht, dass energiereiche Protonen, Kerne und elektromagnetische Strahlung (`\gamma`-Quanten) aus dem Weltraum auf die obere Atmosphäre treffen und zahlreiche neutrale und elektrisch geladene Teilchen erzeugen, die großteils in der Atmosphäre absorbiert werden, teils bis auf Meereshöhe gelangen. Ihre Wechselwirkung mit Materie wurde in den folgenden Jahren mit Nebelkammern und Fotoplatten erforscht. Heute wird intensiv nach den Quellen der energiereichsten `gamma`-Quanten der kosmischen Strahlung gesucht, man vermutet sie in den Zentren der frühen Galaxien. Interessante Links: |
Im Jahr 1932 erklärte Werner Heisenberg (1901-1976) den Aufbau der Isotope, indem er die Existenz eines neutralen, bisher unbeobachteten Kernbausteins annahm. Kurz zuvor untersuchte der Engländer James Chadwick (1891-1974) die Umwandlung von Beryllium in Kohlenstoff durch Beschuss mit `\alpha`-Teilchen und fand bei der Reaktion
$^4_2He + ^9_4Be \rightarrow ^{12}_{\,\,6}C + ^1_0n$
ein neutrales Teilchen, das eine Masse wie das Proton hat. Er nannte es Neutron. Damit kannte man drei Elementarteilchen: Proton, Neutron, Elektron.
Systematische Teilchenforschung
Bald fand man in der kosmischen Strahlung weitere rätselhafte Teilchenarten. Die kosmische Strahlung war viele Jahre die einzige Quelle energiereicher Projektile zur Erforschung der Struktur der Materie.
Mit dem Bau von Teilchenbeschleunigern ab 1950 konnte die Struktur von Proton, Neutron und von Atomkernen systematisch erforscht werden. Die Entwicklung der Beschleuniger hat zum gegenwärtig größten Beschleuniger, dem Large Hadron Collider in Genf, geführt. In Experimenten an Beschleunigern konnten mehrere hundert neue „Elementarteilchen“ gefunden werden, so dass sich erneut die Frage nach den Urbausteinen, den wirklich elementaren Teilchen der Materie, stellte. Nach dem gegenwärtigen Wissen sind dies die Quarks, aus denen u.a. Proton und Neutron aufgebaut sind, und die Leptonen (z.B. Elektron).
Die hohen Kosten der Beschleuniger und Nachweisgeräte erfordern internationale Zusammenarbeit. Österreich ist Mitglied des CERN, des europäischen Forschungszentrums für Kernphysik in Genf, wodurch österreichische Forscher und Forscherinnen an dieser Anlage arbeiten können.
Wie lassen sich subatomare Teilchen untersuchen?
Um die Struktur von Elektronen, Protonen, Neutronen und Atomkernen zu untersuchen, schießt man diese Objekte aufeinander.
Dabei kann es zu elastischen Stößen kommen, bei denen die Stoßpartner unverändert bleiben. Viel häufiger sind unelastische Stöße, wobei die Stoßpartner verändert werden und weitere Teilchen erzeugt werden. Aus den beobachteten Endprodukten werden Schlüsse über die Struktur der Objekte und die wirkenden Kräfte gezogen.
Dabei hat sich gezeigt, dass Proton und Neutron zusammengesetzte Teilchen sind und einen Radius von rund `10^(-15)` m haben. Das Elektron hat sich bisher als punktförmig erwiesen, jedenfalls ist es kleiner als `10^(-18)` m.
Um die Stoßpartner auf weniger als `10^(-15)` m einander nahezubringen, müssen sie hohe kinetische Energie besitzen. Dazu dienen Beschleuniger, in denen geladene Teilchen durch elektrische Felder beschleunigt werden. Die Teilchenenergie nimmt proportional zur durchlaufenen elektrischen Spannung zu.
Geladene Teilchen (Elektronen, Protonen, Ionen) werden in einem geraden evakuierten Rohr durch viele hintereinander geschaltete Hochspannungsstrecken beschleunigt. Eine Anlage dieser Art von 3,2km Länge wurde 1966 in Stanford (USA) gebaut. Elektronen wurden auf eine Energie von 20 GeV gebracht und auf ein Target (engl. für „Ziel“) aus flüssigem Wasserstoff bzw. Deuterium geschossen. Wie beim Rutherford'schen Experiment schloss man aus der Winkelverteilung der gestreuten Elektronen, dass Proton und Neutron punktförmige Bestandteile, die Quarks, enthalten.
Linearbeschleuniger schematisch: Aus der Quelle treten geladene Teilchen aus. Sie werden zwischen den zylindrischen Elektroden durch eine hochfrequente Wechselspannung beschleunigt. Die Spannung polt sich im passenden Takt um, so dass die kinetische Energie der Teilchen zunimmt.
Links:
Indem man die Beschleunigungsstrecken in einem Kreis anordnet, können sie vielmals durchlaufen werden. Führungsmagnete halten die Teilchen auf der Kreisbahn. Während der Beschleunigung der Teilchen muss das Magnetfeld anwachsen, damit der Bahnradius gleich bleibt (Synchrotron). Dadurch sind höhere Energien als in Linearbeschleunigern möglich.
Die größte Anlage ist derzeit der Large Hadron Collider (LHC) am Europäischen Forschungszentrum CERN in Genf. In einem Tunnel von 27 km Länge werden in zwei Vakuumrohren gegenläufig Protonen auf maximal 7000 GeV Energie beschleunigt. Die Teilchenstrahlen kreuzen einander in riesigen Detektoren, in denen die Protonen kollidieren und die Reaktionsprodukte registriert werden. Die Anlage ist eine technische Meisterleistung: Das Vakuum in den Strahlrohren ist zehnmal besser als am Mond. Die mehr als 2000 supraleitenden Magnete werden mit flüssigem Helium auf -271 °C gekühlt. Die Protonenstrahlen sind 16 μm dick.
Eine Reihe von Beschleunigern ist für das Füllen des LHC (Large Hadron Collider) mit Protonen notwendig, bis sie schließlich auf 7000 GeV Energie gebracht werden. Seit 2010 kolllidieren im LHC Protonen in vier großen Detektoren und erzeugen neue Teilchen.
Links:
In den Detektoren werden die Bahnen aller geladenen Teilchen registriert, die bei den Zusammenstößen, den Ereignissen, entstellen. Ein starkes Magnetfeld im Inneren des Detektors krümmt die Teilchenbahnen je nach der Ladung und dem Impuls der Teilchen. Tausende elektronische Zähler (ähnlich dem Geiger-Müller-Zähler) registrieren die Teilchenbahnen, woraus die Energien und Impulse der Teilchen berechnet werden. Neutrale Teilchen erzeugen keine Spuren. Die Daten werden zur automatischen Auswertung direkt an Computer übermittelt. Die Entscheidung, ob ein Ereignis aufgezeichnet werden soll, wird automatisch getroffen. Kurzlebige neutrale Teilchen können durch ihre geladenen Zerfallsprodukte erfasst werden.
Der CMS-Detektor am LHC beim Aufbau. Der Detektor ist 15 m hoch/breit, 29 m lang und wiegt 14000 t! Alle 25ns kreuzen sich hier die gegenläufigen Pakete der beschleunigten Teilchen (Protonen, Bleikerne). In den Teilchenkollisionen entstehen jeweils hunderte Teilchen. Das Magnetfeld einer supraleitenden Spule im Detektor krümmt die Spuren geladener Teilchen. Ihre Bahnen werden von Millionen Siliciumdetektoren auf 0,01mm genau erfasst. Eine gewaltige Herausforderung an die Datenverarbeitung ist es, aus den Millionen Kollisionen pro Sekunde jene 100 heraus zu filtern, die weiter analysiert werden sollen.
Die Entwicklung und Wartung der Detektoren, die Programmierung, die Datenauswertung und die Interpretation der Ergebnisse erfolgen arbeitsteilig durch große Arbeitsgruppen, deren Mitglieder in Forschungsinstituten verschiedener Länder einschließlich Österreich beheimatet sind.
Welche Teilchenreaktionen sind möglich?
Wie in der Mechanik gelten in der Teilchenphysik die Erhaltungssätze von Energie, Impuls und Drehimpuls ohne Einschränkung. Eine wesentliche Rolle spielt Einsteins Spezielle Relativitätstheorie und die Äquivalenz von Masse und Energie: Für die Erzeugung eines Teilchens mit der Ruhemasse `m_0` wird der Energiebetrag `E = m*c^2` benotigt. Die elektrische Ladung ist eine Erhaltungsgröße, d.h. die Gesamtladung bleibt bei jeder Reaktion konstant. Einige weitere Erhaltungsgrößen der Teilchenphysik werden im Folgenden besprochen.
Was versteht man unter dem Spin von Teilchen?
Wie die Newton'sche Mechanik beschreibt die Schrödinger'sche Quantenphysik das Verhalten von Teilchen nur bei kleinen Geschwindigkeiten zufriedenstellend. Eine Quantentheorie der Elektronen, die der Speziellen Relativitätstheorie gehorcht, wurde vom Engländer Paul Dirac (1902-1984, Nobelpreis 1933) aufgestellt. Sie hat erstaunliche Konsequenzen:
Teilchen besitzen einen Eigendrehimpuls (Spin), d.h. sie verhalten sich wie Kreisel, bzw. wie kleine Magnete. Der Spin des Elektrons (wie auch von Proton und Neutron) beträgt `1/2` $\hbar$ = `1,05*10^(-34)` Js )
Was sind Fermionen und Bosonen?
Fermionen
Der Spin (Eigendrehimpuls) der Teilchen ist eines ihrer wichtigsten Merkmale. Teilchen mit Spin `1/2` $\hbar$ (z.B. Elektron, Neutrino, Proton, Neutron, Quark) heißen Fermionen (benannt nach dem italienischen Physiker Enrico Fermi (1901-1954, Nobelpreis 1938).
Fermionen und Pauli-Prinzp
Fermionen und Pauli-Prinzp
Für Fermionen gilt das Pauli-Prinzip, wonach sich zwei Teilchen im selben Quantenzustand in mindestens einer Eigenschaft unterscheiden müssen. Das Pauli-Prinzip erklärt die Schalenstruktur der Atomhüllen. Jedes Orbital kann höchstens zwei Elektronen enthalten, deren Spinrichtungen einander entgegengesetzt sind.
Bosonen
Teilchen mit Spin $0, \hbar, 2 \hbar$, … heißen Bosonen und sind nach dem indischen Physiker Satyendranath_Bose (1894-1974) benannt.
Photonen sind Bosonen mit Spin $\hbar$.
Bosonen und Pauli-Prinzp
Bosonen und Pauli-Prinzp
Für Bosonen gilt das Pauli-Prinzip nicht: Beliebig viele Bosonen können denselben Zustand besetzen. Dadurch wird z.B. die stimulierte Emission beim Laser möglich.
Teilchen und Antiteilchen - was macht den Unterschied?
Zu jeder Teilchensorte gibt es Antiteilchen.
Masse und Lebensdauer von Teilchen und Antiteilchen sind gleich,die elektrischen Ladungen sind entgegengesetzt.
Paarerzeugung
Paarerzeugung
Zum Elektron `e^-` gibt es ein Antiteilchen `e^+` das dieselbe Masse wie das Elektron besitzt, jedoch eine positive Elementarladung trägt. Es kann nur zusammen mit einem Elektron erzeugt werden.
Ein im Bild von oben kommendes γ-Quant (ungeladen, daher unsichtbar) erzeugt in flüssigem Wasserstoff ein Elektron-Positron-Paar (`e^(-)e^(+)`-Paar, grüne/rote Spirale). Das Elektron schlägt aus einem Atom ein weiteres Elektron (lange Einzelspur) heraus. Dieses strahlt durch Bremsstrahlung ein γ-Quant ab, das ein zweites `e^(-)e^(+)`-Paar (Spuren am unteren Bildrand) bildet
(Spuren der Positronen sind rot dargestellt.)
Das Antiteilchen zum Elektron, das Positron `e^+` wurde im Jahr 1932 in der kosmischen Strahlung entdeckt. Zu allen Teilchen gibt es Antiteilchen, z.B. hat das Antiproton `\bar p` dieselbe Masse wie das Proton, jedoch negative elektrische Ladung. Manche neutralen Teilchen wie z.B. das Photon sind ihre eigenen Antiteilchen.
Paarvernichtung
Paarvernichtung
Trifft ein Positron auf ein Elektron, so ist dieses Paar insgesamt neutral. Es vernichtet sich („Paarvernichtung“), wobei andere insgesamt neutrale Teilchen entstehen.
Ein Beispiel ist die Paarvernichtung in zwei γ-Quanten: Da die γ-Quanten masselos sind, werden die kinetische Energie und die Masse von Elektron und Positron vollständig in Energie der γ-Quanten umgewandelt. Es handelt sich bei den γ-Quanten um energiereiche Röntgenstrahlung, wie sie bei einer mit 500 kV betriebenen Röntgenröhre entstehen würde.
Ein Antiproton `\bar p` trifft in flüssigem Wasserstoff auf ein ruhendes Proton. Bei diesem Zusammenstoß von Antimaterie mit Materie werden Proton und Antiproton vernichtet, und kurzlebige Pionen (`π^(+),π^(-)`) werden erzeugt. Dabei wird Ruhemasse in Energie umgewandelt.
Die Erzeugung und Vernichtung von Teilchen und Antiteilchen illustriert die Bedeutung der Einstein'schen Äquivalenz von Energie und Masse.
Eine medizinische Anwendung - PET
Eine medizinische Anwendung - PET
Bei der Positronen-Emissions-Tomografie werden Positronen emittierende Radionuklide (`ß^(+)`-Strahler), z.B. das Fluor-Isotop F-18 (`T_(1/2)` = 110min), werden in chemische Substanzen eingebaut, die vor allem in Tumoren gespeichert und im Organismus verstoffwechselt werden. Diese Substanzen werden Patienten in die Blutbahn injiziert. Anschließend wird die Verteilung der Radionuklide im Körper untersucht. Beim Zerfall des Radionuklids treffen die Positronen sofort auf Elektronen und werden vernichtet. Zwei γ-Quanten entstehen. Wegen der Impulserhaltung (Gesamtimpuls Null) verlassen die 7-Quanten den Körper in entgegengesetzten Richtungen. Sie werden gleichzeitig in Zählern registriert, die um den Körper verteilt sind. Aus den Richtungen wird der Entstehungsort (z.B. ein Tumor) bestimmt.
Stabile und instabile Teilchen
Stabile Teilchen
Stabile Teilchen
Photonen, Elektronen und Protonen sind nach heutigem Wissen stabile Teilchen, d. h. sie zerfallen nicht in andere, leichtere Teilchen. Neutrinos `\nu` sind weitere stabile Teilchen. Sie sind elektrisch neutral, haben eine sehr kleine, bisher noch nicht messbare Masse und bewegen sich daher fast mit Lichtgeschwindigkeit. Antineutrinos werden beim β-Zerfall der Neutronen und von Kernen gemeinsam mit Elektronen emittiert, bzw. Neutrinos beim `β^(+)`-Zerfall.
Instabile Teilchen
Instabile Teilchen
Die meisten neu erzeugten Teilchen sind sehr kurzlebig und zerfallen wieder in andere Teilchen.
Beispiel: Die folgende Abbildung zeigt, wie ein negatives Pion `π^(-)`, das zuvor in einer anderen Reaktion erzeugt wurde, auf ein Proton trifft, wodurch Pion und Proton in zwei neutrale Teilchen, Λ° und K°, umgewandelt werden. Die erzeugten Teilchen zerfallen nach einer Strecke d = 10cm. Da sich die Teilchen heinahe mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, können wir ihre Lebensdauer τ abschätzen:
`\tau > d/c = (0,1)/(3*10^8) \approx 3*10^(-10)` s
Bei Kollisionen von Teilchen entstehen oft neue kurzlebige Teilchen. Hier sind beim Stoß eines Pions `pi^-` gegen ein Proton (Kern eines H-Atoms) in einer Wasserstoff-Blasenkammer zwei neutrale Teilchen (K°, Λ°) entstanden, die keine Spuren hinterlassen. Nach kurzer Wegstrecke zerfallen beide Teilchen in geladene Teilchen mit Spuren im Detektor.
Solche Lebensdauern erscheinen kurz, doch sind andere Teilchen mit Lebensdauern von `10^(-16)` s oder gar `10^(-24)` s noch wesentlich kurzlebiger. In der Teilchenphysik wird statt der Halbwertszeit `T_(1/2)` die mittlere Lebensdauer `\tau` angegeben. Der Zerfall einzelner Teilchen erfolgt zufällig.
Die zeitliche Abnahme der Teilchenzahl N(t) folgt dem aus der Kernphysik bekannten Exponentialgesetz:
Wenn `N_0` Teilchen gleichzeitig erzeugt werden, so beträgt ihre Zahl nach Verstreichen der Zeit t
`N(t) = N_0*e^(-\lambda*t) = N_0*e^(-t/\tau)` da gilt: Zerfallskonstante `\lambda=1/\tau`.
Fundamentale Teilchen für Mesonen und Baryonen
Der US-Amerikaner Murray Gell-Mann (1929-2019) fand 1964 ein Ordnungsprinzip für Mesonen und Baryonen. Mit einigen Erweiterungen erklärt es auch heute noch die Vielfalt der Teilchen mit wenigen fundamentalen Bausteinen, den Quarks. Gell-Mann erkannte, dass sich die Nukleonen p, n und alle weiteren, damals bekannten und in Experimenten gefundenen Mesonen und Baryonen aus zwei bzw. drei fundamentalen Bausteinen aufbauen lassen.
Dazu führte er die Quarks u (up), d (down) und s (stränge, seltsam) und ihre Antiquarks u, d, s ein - drei weitere Quarksorten (c = charm, b = bottom, t = top) sind seither dazugekommen. Im Quarkmodell ist z.B. das Proton kein elementares Teilchen, sondern sozusagen ein Molekül aus drei Quarks. Nach heutigem Wissenstand haben Quarks keine innere Struktur.
Was bedeutet Quark-Confinement?
Anfangs wurde das Quarkmodell nur zögernd anerkannt. Bald aber zeigte sich in der Streuung von hochenergetischen Elektronen an Protonen und Neutronen dasselbe Phänomen wie in Rutherfords Streuexperiment: Es werden wesentlich mehr Teilchen um große Winkel gestreut als für strukturlose Nukleonen zu erwarten ist. Dies deutet wie beim Atom auf „punktförmige„ Bestandteile.
Bei der Streuung hochenergetischer Elektronen an Nukleonen treten stärkere Ablenkungen auf, als bei einer gleichmäßigen Ladungswolke zu erwarten wäre. Man schließt daher auf die Existenz von punktförmigen Quarks im Inneren der Nukleonen.
Eine Frage stellt sich: Warum wurden immer nur Teilchen beobachtet, deren elektrische Ladung eine Elementarladung (oder ein ganzes Vielfaches davon) ist? Warum wurden bisher nie einzelne Quarks beobachtet? Aus den vergeblichen Versuchen, einzelne Quarks zu erzeugen, schließt man auf die Gültigkeit eines Naturprinzips: Quarks existieren nur als Bestandteile von „Quarkmolekülen“ wie Nukleonen oder Mesonen.
Ruhende, gleichförmig bewegte und beschleunigte Ladungen
Jede ruhende elektrische Ladung ist von einem elektrischen Feld umgeben. Über dieses Feld wird die Coulomb-Kraft zwischen geladenen Teilchen vermittelt. Wenn eine Ladung sich gleichförmig bewegt, hat dies ein Magnetfeld zur Folge. Wenn Ladungen beschleunigt werden, wird aus dem elektrischen Feld bzw aus dem magnetischen Feld ein Strahlungsfeld.
Gemäß der Quantentheorie besteht dieses Strahlungsfeld aus Photonen. Photonen werden von beschleunigten Ladungen emittiert und von anderen Ladungen absorbiert. Dadurch übertragen Teilchen (Photonen) Energie und Impuls zwischen Ladungen. Dies führt auf die Hypothese, dass allgemein Kräfte durch Teilchen übertragen werden.
Kraftwirkung zwischen elektrisch geladenen Teilchen.
a) Eine beschleunigte Ladung sendet elektromagnetische Strahlung aus. Eine andere Ladung wird durch das elektrische Feld der Strahlung beschleunigt.
b) Die Kraftwirkung zwischen elektrischen Ladungen kann als Austausch von Photonen auf gefasst werden.
Mit dieser Hypothese werden zwei ursprünglich völlig verschiedenartige Begriffe, nämlich Teilchen und Kraft, auf einen einzigen Begriff zurückgeführt. Kräfte zwischen Teilchen (z.B. Elektronen) werden durch Austausch-Teilchen bewirkt, die Energie und Impuls zwischen elektrisch geladenen Teilchen transportieren.
Wie sind Austauschteilchen vorstellbar?
Die Energie-Zeit-Unschärferelation `\Delta E*\Delta t \approx h` sagt, dass für einen Zeitraum `\Delta t` die Energie feines Quantensystems nur mit der Genauigkeit `\Delta E \approx h/(\Delta t)` bestimmt ist. Für die Zeit `\Delta t` kann das Kraftfeld die Energie `\Delta E` einem Teilchen des Feldes (z.B. Photon) zur Verfügung stellen. Erreicht dieses „virtuelle“ Teilchen innerhalb der Zeit At eine andere Ladung, so überträgt es die Energie `\Delta E` und einen entsprechenden Impuls.
Das elektrische Feld um ein geladenes Teilchen wird hier durch eine Wolke virtueller Photonen dargestellt. Sie werden für kurze Zeit ausgesendet und später wieder absorbiert.
Analoge Vorstellungen werden für alle Kräfte benutzt.
Als virtuell werden diese Teilchen bezeichnet, da sie in Detektoren keine Spuren hinterlassen. Während die Photonen des Strahlungsfelds die Beziehung `E=p*c` erfüllen und masselos sind, gilt dies für die virtuellen Photonen nicht - deshalb können sie nicht direkt beobachtet werden.
Erklärung der Reichweite von Kräften
Mit der Vorstellung von Austauschkräften lässt sich in der Kernphysik die geringe Reichweite der Kräfte (ca. `10^(-15)` m) zwischen Protonen und Neutronen in Atomkernen verstehen.
Mit der Vorstellung von Austauschkräften lässt sich in der Kernphysik die geringe Reichweite der Kräfte (ca. `10^(-15)` m) zwischen Protonen und Neutronen in Atomkernen verstehen.
Die Austauschteilchen sind Pionen mit einer Masse von ca. 140 MeV/c², die aus je einem Quark und einem Antiquark bestehen.
Soll ein virtuelles Teilchen mit der Masse `m` erzeugt werden, so ist dazu die Energie ΔE = mc² erforderlich. Diese Energie kann nur für die Zeitspanne Δt = h/ΔE aufgebracht werden. In dieser Zeit kann das virtuelle Teilchen höchstens die Strecke
`Δs \approx c*Δt = (c*h)/(ΔE) = h/(m*c) \approx 10^(-15)` m
zurücklegen. Die Reichweite des Kraftfeldes ist also begrenzt und hängt von der Masse m des Austausch-Teilchens ab. Bei Abständen, die wesentlich größer als die Reichweite sind, sind die Kräfte vernachlässigbar klein.
Die Reichweite des elektrischen Feldes ist unendlich, weil das Photon masselos ist.
Die Reichweite des elektrischen Feldes ist unendlich, weil das Photon masselos ist.
Die Kraft zwischen elektrischen Ladungen im Abstand `r` ist proportional zu `r^2`, sie ist auch in beliebig großen Abständen noch wirksam.
Das Konzept der virtuellen Teilchen führt zu einer Revision der Vorstellungen über den leeren Raum, das Vakuum. Wir haben bereits in der Elektrizitätslehre gesehen, dass der materiefreie Raum in der Umgebung von Ladungen Träger eines Feldes ist. Wie wir nun sehen, sind mit diesen Feldern virtuelle Teilchen verknüpft. Es werden nicht nur dauernd virtuelle Teilchen von Ladungen emittiert und absorbiert, sondern es entstehen auch virtuelle Teilchen-Antiteilchenpaare - das Vakuum „wimmelt“ von Teilchen.
Messung der virtuellen Teilchen
Messung der virtuellen Teilchen
Man könnte meinen, ob nun das Vakuum voll von virtuellen Teilchen ist oder nicht, sollte keinen Einfluss auf Messgrößen haben. Dies ist aber falsch. Die Quantenelektrodynamik (QED) erlaubt die Berechnung der Wechselwirkung zwischen Elektronen und Photonen. Wegen seines Spins hat das Elektron ein magnetisches Moment, es verhält sich wie eine kleine Magnetnadel. Experimentell findet man eine kleine Abweichung von jenem Wert, den es nach der Dirac'schen Theorie besitzen sollte. Die äußerst mühsame Rechnung im Rahmen der QED liefert auf 11 Stellen den gleichen Wert wie das Experiment. Dadurch wird die Quantenelektrodynamik zu jener physikalischen Theorie, die am genauesten überprüft ist. Um diese gute Übereinstimmung zwischen Experiment und Berechnung zu erreichen, müssen die virtuellen Teilchen berücksichtigt werden.
Neben der elektrischen Ladung tragen Quarks eine weitere Ladung, die Farbladung. Sie ist die Ursache der starken Wechselwirkung, welche die Quarks zu den beobachteten Baryonen und Mesonen bindet.
Jede Quarksorte (u, d, s, c, t, b) tritt in drei unterschiedlichen Farben (rot, grün, blau) auf, Antiquarks tragen Anti-Farben (anti-rot, …). Die Farbe (engl. color) ist unter den Quarks so verteilt, dass Nukleonen und Mesonen „weiß“ sind.
Die Quarkstruktur von Baryonen (links) und Mesonen (rechts). Baryonen (z.B. Protonen und Neutronen) bestehen aus drei Quarks, von denen jedes eine andere Farbe trägt. Mesonen bestehen aus einem Quark einer Farbe und einem Antiquark mit der entsprechenden Antifarbe. Durch den Austausch von Gluonen ändern sich die Farben.
Quarks sind nicht wirklich bunt - mit dem Begriff „Farbe„ soll eine abstrakte Eigenschaft anschaulich dargestellt werden.
Gluonen
Gluonen
Austausch-Teilchen übertragen die Kräfte zwischen den Quarks, sie „leimen“ die Quarks zusammen und heißen Gluonen (engl. glue, Leim). Sie tragen selbst Farbe, wodurch sie die Quarks umfärben. Die Gluonen sind masselos und elektrisch neutral.
Wie die Photonen sind die Gluonen Bosonen. Die Gluonen unterscheiden nicht zwischen den u-, d-, s-, c-, t- und b-Quarks, sie sind blind gegenüber den verschiedenen Flavors.
Drei Fraben für Quarks - warum?
Nach dem Pauli-Prinzip darf in einem Quantensystem kein Paar von Elektronen oder anderen Fermionen in allen Quantenzahlen übereinstimmen.
Problemfall `Ω^-`-Baryon
Problemfall `Ω^-`-Baryon
Die Rolle des Pauli-Prinzips zeigt sich beim `Ω^-`-Baryon, das bereits als Erfolg des Farb-Modells genannt wurde: Es besteht aus drei s-Quarks mit parallelen Spins, von denen man annimmt, dass sie den niedrigsten Energiezustand besetzen. Dies steht nur dann nicht im Widerspruch zum Pauli-Prinzip, wenn sich die Quarks durch eine weitere Eigenschaft unterscheiden. Diese neue Eigenschaft wird Farbe genannt.
Experimentelle Nachweise für Quarks
Wenn Quarks tatsächlich existieren, sollte man sie in Reaktionen zwischen energiereichen Teilchen, z.B. Protonen, erzeugen können! Wie wären sie nachzuweisen?
Wir nehmen als Beispiel die Erzeugung von Baryonen und Mesonen, die zusammengefasst als Hadronen (stark wechselwirkende Teilchen) bezeichnet werden, in `e^(+)e^(-)`-Kollisionen. Wir vergleichen die Erzeugung eines Myon-Antimyon-Paares (Myonen sind schwere Verwandte der Elektronen) und eines beliebigen Quark-Antiquark-`q \bar q` Paares:
`e^+ + e^(-) → μ^+ + μ^-` `\qquad \qquad` `e^+ + e^(-) →q + \bar q`
Ergebnis bei Myon-Antimyon
Ergebnis bei Myon-Antimyon
In einem Detektor entstehen bei der Myon-Paarerzeugung nur zwei Spuren der in entgegengesetzter Richtung aus einander fliegenden Myonen.
Ergebnis bei Quark-Antiquark
Ergebnis bei Quark-Antiquark
Werden bei der Quark-Paarerzeugung ähnliche Spuren gemessen? Beim Auseinanderfliegen bilden sich um die Quarks Wolken von Quarks, Antiquarks und Gluonen, so dass nicht freie Quarks, sondern Hadronen im Detektor beobachtet werden. Allerdings fliegen die Hadronen als Zerfallsprodukte der Quarks nicht gleichmäßig in alle Richtungen, sondern in zwei eng gebündelten Strahlen, den Jets, und verraten dadurch ihre Erzeugung aus einem Quark bzw. Antiquark.
Bei der Vernichtung eines Elektron-Positron-Paares entsteht ein „virtuelles“ Photon, das in ein Quark-Antiquark-Paar zerfällt. Quark und Antiquark zerfallen sofort In zahlreiche Hadronen. Im Detektor werden zwei schmale Teilchenbündel (Jets) in entgegen gesetzten Richtungen registriert, die vom Ort der Kollision ausgehen.
In `e^(+)e^(-)`-Kollisionen werden auch „Dreijet-Ereignisse“ beobachtet. Sie werden als Erzeugung eines Quark-Antiquartc-Paares mit einem zusätzlichen Gluon gedeutet. Da diese Teilchen nicht frei existieren können, wandeln sie sich in eine Vielzahl von Hadronen um. Die gelodenen Endprodukte sind durch ihre Spuren im Detektor sichtbar.
Confinement
Confinement
Obwohl man von der Gültigkeit des Modells überzeugt ist und an der Existenz der Quarks nicht zweifelt, ist es noch nie gelungen, einzelne Quarks aus Protonen oder anderen Teilchen „herauszuschlagen“ und als freie Teilchen mit drittelzahliger Ladung zu beobachten. Daher nimmt man an, dass die Freisetzung einzelner Quarks prinzipiell nicht möglich ist (Prinzip des Quarkeinschlusses, Confinement). Im Gegensatz zur Gravitation und zur Coulombkraft bleibt die Kraft zwischen Quarks mit zunehmendem Abstand gleich. Statt mit Energieaufwand die Bindung zwischen den Quarks zu überwinden, werden mit dieser Energie Quark-Antiquarkpaare (Mesonen) erzeugt.
Wo tritt schwache Wechselwirkung auf?
Der ß-Zerfall von radioaktiven Kernen ist ein Beispiel für die schwache Wechselwirkung. An solchen Wechselwirkungen sind sowohl die Quarks als auch die Leptonen beteiligt.
In der kosmischen Strahlung wurde 1937 das Myon, ein schwerer Zwilling des Elektrons, entdeckt. Es ist 210mal schwerer als das Elektron, es ist instabil und zerfällt in einem ß-Zerfall
`μ^(-) → e + \bar\nu_e + \nu_μ` .
Im Jahr 1975 wurde ein weiteres schweres Lepton in der Reaktion
`e^+ + e^(-) → \tau^+ + \tau^-`
das Tauon (τ) entdeckt, das 3500mal schwerer als das Elektron ist.
Zu allen geladenen Leptonen (Elektron, Myon, Tauon) hat man die Existenz von zugehörigen, elektrisch ungeladenen Partnern, den Neutrinos `\nu_e,\nu_μ,\nu_τ` nachgewiesen. Es gibt starke Hinweise, dass die Neutrinos unterschiedliche, aber sehr kleine Massen - viel kleiner als die Masse des Elektrons - besitzen. Zwischen Leptonen und Quarks besieht eine Parallelität, wenn man sie in „Generationen“ anordnet:
Wozu dient die 2. und 3. Generation?
Die gewöhnliche Materie besteht aus den Teilchen der 1. Generation. Die anderen Generationen spielten in der Entwicklung des Universums kurzfristig eine Rolle, als bei sehr hohen Temperaturen Quarks und Gluonen noch keine Hadronen bilden konnten.
Die geladenen Teilchen der 2. und 3. Generation zerfallen in Teilchen der 1. Generation, da sie mehr Masse haben. Mit den heutigen Beschleunigern lassen sich alle Quarks und Leptonen erzeugen.
Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung
Gluonen übertragen die starke Farbkraft zwischen den Quarks, Photonen die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen elektrisch geladenen Teilchen.
Wodurch werden der ß-Zerfall und alle anderen schwachen Wechselwirkungen bewirkt? Der ß-Zerfall transformiert ein d-Quark in ein u-Quark, er ändert die Flavor-Eigenschaft von Quarks und Leptonen.
Welche Austausch-Teilchen vermitteln die schwache Wechselwirkung?
Welche Austausch-Teilchen vermitteln die schwache Wechselwirkung?
W-Teilchen („weak bosons„) transformieren die Quarksorten (u, d, s, …) bzw. die Leptonsorten unter einander, z.B. `d → u+W^-` bzw. `μ^(-) → \nu_μ + W^-`.
Damit stellt sich der ß-Zerfall des Neutrons `n → p + e^(-) + \bar \nu_e` als Prozess in zwei Schritten dar:
`u d d → u u d + W^-` und `W^(-) → e^(-) + \bar \nu_e`
Der ß-Zerfall des Neutrons wird als Emission eines `W^-`-Bosons durch ein d-Quark erklärt, das sich in ein u-Quark umwandelt. Das `W^-` zerfällt in Elektron und Antineutrino.
Neben den `W^+` und `W^-` gibt es ein neutrales `Z^0`, wodurch auch Reaktionen der Art `e^(+) + e^(-) → Z^0 → \nu_μ +\bar \nu_μ` oder durch `Z^0`-Austausch auch elastische Streuung wie z.B. `\nu_μ + e^(-) → \nu_\mu + e^-` möglich werden.
Die W- und Z-Teilchen treten im ß-Zerfall als virtuelle Teilchen auf, in pp- und e+e -Kollisionen bei hohen Energien können sie als reelle Teilchen erzeugt werden. Ihre Massen sind etwa hundertmal größer als die Protonmasse. Ihre Lebensdauer beträgt rund `10^(-24)` s.
Standardmodell in der Übersicht
Warum haben die W- und Z-Teilchen im Gegensatz zu Photonen Masse?
Die schwache Wechselwirkung mit W+, W- und Z° und die elektromagnetische Wechselwirkung mit dem Photon γ als Überträger der Kräfte haben sich als verschiedene Aspekte einer einzigen elektro-schwachen Wechselwirkung erwiesen. Bei den Bedingungen, wie sie kurz nach dem Urknall herrschten, waren die beiden Wechselwirkungen nicht zu unterscheiden. Erst mit Sinken der Temperatur wurden sie verschieden stark und dadurch unterscheidbar.
Die heute akzeptierte Antwort klingt nach einem reinen Fantasieprodukt, man könnte sie fast als Zaubertrick ansehen: Es wird die Existenz eines zusätzlichen Feldes, des Higgs-Feldes, postuliert. Die Antwort zeigt, dass wir noch weit entfernt sind, den Aufbau der Welt zu verstehen - das umso mehr, als nach den Erkenntnissen der Kosmologie die uns bekannte Materie nur einen kleinen Teil des Universums darstellt.
Wie Photonen zu elektromagnetischen Feldern gehören, sollte es zum Higgs-Feld auch Higgs-Teilchen geben: Das Higgs-Feld existiert im gesamten Raum und erzeugt fortwährend virtuelle Higgsteilchen. Die ursprünglich masselosen W-Teilchen und Quarks bzw. Leptonen bekommen Masse durch ihre Wechselwirkung mit dem Higgsfeld.
Vorhersage und experimenteller Nachweis
Reelle Higgs-Teilchen sollen eine sehr große Masse besitzen und lassen sich daher nur in Teilchenkollisionen mit sehr hohen Energien erzeugen, wie sie am CERN-Beschleuniger LHC erreicht werden.
Im Juli 2012 wurde die Entdeckung eines Teilchens mit einer Masse von etwa 140 Protonenmassen bekannt gegeben, das mit großer Wahrscheinlichkeit das gesuchte Higgs-Boson ist. Bereits im Herbst 2013 wurde die Entdeckung mit dem Nobelpreis gewürdigt