KapitelübersichtFragenTheorie
In diesem Abschnitt geht es darum, wie sicher man sich sein kann, dass eine Theorie richtig ist. Und wir lernen die wissenschaftlichen Prinzipien der Verallgemeinerung und des Falsifizierens kennen und wie dadurch die Theorien immer besser und sicherer werden.

Fangen wir einmal mit F7 an. Die Antwort lautet: Leider nein! Niemand kann ganz sicher sein, dass der Stein beim 100sten-mal nicht plötzlich in der Luft schweben bleibt. Warum? Man kann immer nur eine endliche Anzahl von Experimenten durchführen. Irgendwann muss schließlich einmal Schluss sein. Und dann kommt man an einer Sache nicht vorbei: Man muss verallgemeinern und in diesem Beispiel von 99 Experimenten auf „es ist immer so„ schließen. In der Wissenschaft nennt man eine solche Verallgemeinerung Induktion. Und sie bereitet das Problem, dass man sich eben niemals zu 100% sicher sein kann, ob die Theorie wirklich stimmt. Darauf hat bereits der englische Philosoph David Hume (1711-1776) im 18. Jh. hingewiesen.

Dass es niemals völlig sicheres Wissen von der Welt geben kann, heißt aber nicht, dass wir gar nichts wissen. Die Sicherheit, dass der Stein auch beim 100sten Versuch zu Boden fällt, ist auf jeden Fall beruhigend groß! Aber der springende Punkt ist: Wir können uns niemals völlig sicher sein!

Können Experimente Theorien beweisen (F6)? Nein, Experimente können Theorien niemals beweisen! Warum? Ein Beweis ist 100%ig. Dazu wären aber unendlich viele Experimente notwendig. Deswegen sollte man nie von einem experimentellen Beweis, sondern von einem Beleg sprechen. Ein Beleg ist ein guter Hinweis, aber er ist nicht 100%ig.

Experimente können aber Theorien widerlegen, denn bleibt tatsächlich einmal der Stein schweben, dann wäre die Theorie, dass er immer zu Boden fällt, für immer erledigt. Es ist also ironisch: Experimente können eine Theorie nicht beweisen, sondern nur widerlegen. Diese Argumentation geht auf den in Österreich geborenen Philosophen Sir Karl Popperzurück.

Popper


Sir Karl Popper (1902-1994)

Auf Popper geht auch noch eine andere, ganz wichtige Auffassung zurück: Eine Hypothese ist nur dann sinnvoll, wenn sie sich widerlegen lässt. Man spricht dann von Falsifizieren, also für falsch befinden.

Es hat keinen Sinn, eine Hypothese so schwammig zu halten, dass man sie nichtfalsifizieren kann. Die Aussage „Irgendwann gibt es vielleicht irgendwo im Weltall einen Planeten, auf dem der Stein schweben bleibt“ ist - weil sie sehr schwammig ist - praktisch nicht zu widerlegen und daher auch wissenschaftlich völlig unbrauchbar. Die Aussage „Morgen um 17:21 wird die Schwerkraft auf der Erde für exakt 5 Sekunden aufgehoben sein und der Stein deshalb schweben bleiben„ ist zwar eine etwas seltsame Hypothese, sie lässt sich aber leicht überprüfen, indem wir ein wenig warten.

Widerlegt zu werden, ist keine Schande, sondern der eigentliche Sinn aller wissenschaftlichen Arbeit. Dadurch werden falsche Theorien verworfen und richtige genauer, zuverlässiger und vollständiger.

unnaturgesetzlich


Schwebende Steine ???