Hauptmerkmale: Standesdichtung; idealistisch; zum Vorlesen bestimmt; Dialektwörter werden vermieden; vierhebige, paarweise gereimte Verse
Heinrich von Veldecke (ca. 1140-1206): Begründer des dt. Ritterepos; Hauptwerk: „Eneit“ - Minne im Mittelpunkt; vorbildliche Reime
Hartmann von Aue (ca. 1170-1210/1220): schwäbischer Ritter mit überdurchschnittlicher Bildung; führt Artusepik nach dem Vorbild von Chrestien de Troyes in die dt. Literatur ein. 2 Artusromane: „Erec“ (über 10 000 Kurzverse): Er vergisst über dem ehelichen Glück (Ehefrau Enite) die ritterliche Ehre, er „verlîget sich“. Seine Frau führt ihn wieder zur mâze zurück. „Iwein“: Gegenstück zu Erec; Iwein heiratet Königin Laudine, zieht auf Abenteuer aus und kehrt erst nach langer Zeit zurück (er „verrîtet sich“); er vernachlässigt den Frauendienst, aber Laudine vergibt ihm schließlich. 2 Legenden: „Gregorius ûf dem steine“: behandelt Ödipusmotiv; Gregorius ist das Kind eines Geschwisterpaares und heiratet später unwissentlich seine Mutter. Als er dies erfährt, lässt er sich freiwillig an einen Felsen schmieden, wo er 7 Jahre Buße tut. Gott selbst beruft ihn von dort zum Papstamt. - Motiv des unschuldig schuldigen Helden (vgl. Th. Mann: „Der Erwählte“). „Der arme Heinrich“: Heinrich ist ein reicher Ritter, der vom Aussatz befallen wird. Nur der freiwillige Opfertod eines unschuldigen Mädchens kann ihn heilen. Die Tochter eines seiner Bauern ist dazu bereit. Im letzten Moment verzichtet aber Heinrich auf dieses Opfer und unterwirft sich seinem Schicksal. Daraufhin wird er geheilt und er heiratet das Mädchen. (Vgl. Gerhart Hauptmann: „Der arme Heinrich“ - Drama).
Wolfram von Eschenbach (1170-1220): Ritter; besaß keine gelehrte Bildung; verfügte über sehr reichen Wortschatz. Werke: unkonventionelle Minnelieder; Parzival (Epos; 24 810 Verse); Willehalm - unvollendetes Epos; Titurel - unvollendetes Epos
Gottfried von Straßburg (gest. um 1220): kein Ritter, Bürgerlicher; hohe Bildung; Hauptwerk: „Tristan und Isolde“- um 1210 verfasst; rund 20 000 Verse; Quelle: Epos des Thomas von Bretagne; erster großer Liebesroman der dt. Literatur; Handlungen der Personen sind psychologisch begründet. Inhalt: Tristan und Isolde trinken versehentlich einen Liebestrank, der für Isolde und König Marke bestimmt ist. Die beiden begehen, nachdem Marke die für ihn bestimmte Isolde (Goldhaar) geheiratet hat, wiederholt Ehebruch, bis Tristan in die Verbannung ziehen muss. Er besiegt die Feinde eines fremden Königs und bekommt zur Belohnung dessen Tochter Isolde Weißhand zur Frau. Hier bricht die Dichtung Gottfrieds ab; Fortsetzungen durch Ulrich von Türheim und Heinrich von Freiberg.
Wichtige Unterschiede zwischen höfischem Epos und Helden- oder Volksepos:
Stoffe aus fremden Sagenkreisen (z.B. Artusepik).
Der höfische Epiker empfindet sich als Neugestalter und nennt sich zumeist auch im Werk.
Das als prächtig beschriebene Hofleben und die christlichen Riten spielen eine wichtige Rolle.
Schildert die Entwicklung eines Ritters zum Ideal des höfischen Ritters; der Entwicklungsgang ist dabei weitgehend vom Wollen des Ritters selbst bestimmt.
In vierhebigen Reimen geschrieben, keine strophische Gliederung (Ausnahme: Titurel).
Meist glücklicher Ausgang der Handlung.
Stoffe stammen aus der germanischen Sagentradition.
Der Dichter der Heldenepik fühlt sich nur als Überlieferer und Bearbeiter und nennt seinen Namen nicht.
Höfisch-ritterliche Elemente sind nur Stilisierung; der Charakter der Heldenepik ist weiterhin heidnisch-heroisch (also unchristlich).
Das Heldenepos bezieht seine Wirkung aus der germanischen Schicksalsgläubigkeit. Die Einzelperson ist dem Schicksal oder kollektiven Katastrophen ausgeliefert.
In germanischen Langzeilen geschrieben; in Strophen unterteilt.
Der tragische Ausgang ist von Beginn an vorgezeichnet (Ausnahme: Gudrunepos).