Besonders bei technischen Anwendungen ist es wichtig, auch Ausdehnung und Gestaltder Körper zu berücksichtigen. Ein ausgedehnter fester Körper kann sich auf unterschiedliche Art bewegen. Man spricht von einer Translation, wenn sich alle Punkte des Körpers während der Bewegung parallel verschieben. Der Körper kann aber auch Drehbewegungen - so genannte Rotationen - ausfuhren, bei denen die Punkte des Körpers auf Kreisbahnen um eine Drehachse laufen. Weil man dabei Verformungen oft vernachlässigen kann, hat man das „Modell des starren Körpers“ geschaffen. Es ist folgen de rmaßen definiert:
Starrer Körper
Unter einem starren Körper versteht man ein Gebilde, dessen Ausdehnung und Gestalt nicht verändert werden kann.
Jeden starren Körper kann man sich aus materiellen Punkten zusammengesetzt denken. Es müssen sich daher seine Bewegungsgleichungen mit Hilfe der Mechanik der materiellen Punkte gewinnen lassen.
Wir betrachten einen einfachen starren Körper, an dem zwei parallele Kräfte angreifen - eine Balkenwaage. Die Balkenwaage hat einen Drehpunkt, durch den wir uns senkrecht daraufstehend die Drehachse denken müssen. Die Kräfte `F_1` und `F_2` greifen in den Absränden `r_1` und `r_2` von der Drehachse an. Man nennt diese Abstände Kraftarm und Lastarm. Wir experimentieren zunächst mit der Waage:
EXP Zusammenhang von Kraft und Kraftarm
Wenn Sie Ihre Messergebnisse analysieren, dann erkennen Sie die Beziehung
`F_1 : F_2 = r_1 : r_2`.
Formen wir um, so erhalten wir das so genannte Hebelgesetz:
Hebelgesetz
Kraft mal Kraftarm = Last mal Lastarm
`F_1 : F_2 = r_1 : r_2`
Ein Hebel ist ein um eine feste Achse drehbarer starrer Körper, die Balkenwaage gehört demnach zu den Hebeln.
Das Produkt `F*r` wird Drehmoment genannt und mit `M` abgekürzt. Das Drehmoment ist ein Vektor, dessen Richtung senkrecht auf der Kraft `\vec F` und senkrecht auf dem Kraftarm `\vec r` steht (siehe Abb.).
Zusammenfassung:
Mit dem Begriff des Drehmoments können wir die Bedingung für das Gleichgewicht an einer Balkenwaage in die folgende Gestalt bringen:
Gleichgewichtsbedingung
Ein Körper, der sich unter Einwirkung äußerer Kräfte um eine feste Achse drehen kann, ist im Gleichgewicht, wenn die Summe aller Drehmomente null wird, dh. die Summe aller linksdrehenden Drehmomente ist gleich groß, wie die Summe aller rechtsdrehenden.
Bei der Balkenwaage ist der Drehpunkt jener Punkt, in dem wir die Baiken unterstützen müssen, damit die Waage im Gleichgewicht bleibt. Dieser Punkt heißt Schwerpunkt oder Massenmittelpunkt.
EXP Schwerpunkt ausbalancieren
Versuchen Sie durch Balancieren mit dem Finger den Schwerpunkt von unterschiedlichen Körpern zu finden: Dreiecke ohne und mit Belastung sowie unregelmäßige Körper.
Tipp: Wenn man jeweils einen Finger einer Hand unter ein Ende des Gegenstandes Legt und dann beide Finger aufeinander zu bewegt, findet man den Schwerpunkt leichter.
Der Vorzug des Schwerpunkts ist, dass der Körper in jeder Lage im Gleichgewicht bleibt, wenn man ihn im Schwerpunkt unterstützt. Man kann daher den Schwerpunkt als Angriffspunkt des Körpergewichts ansehen. Auf dieser Erkenntnis beruht ein einfaches experimenrelles Verfahren zu seiner Bestimmung.
EXP Schwerpunkt experimentell bestimmen