===== Digitale Bildbearbeitung ===== ==== Theorie ==== Die Bildbearbeitung dient zur Veränderung von digitalen Bildern. Oft wird die Bildbearbeitung dazu angewandt, um Fehler (z.B. Rote Augen, zu viel/wenig Helligkeit, ...) zu beseitigen, die beim Fotografieren entstehen. Bildbearbeitung wird auch kreativ angewandt, um Fotos zu verändern oder neu zusammenzusetzen. Die folgenden Bilder zeigen einige Möglichkeiten der Bildbearbeitung: {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-144157.png}} ==== Rastergrafik (Pixelgrafik oder Bitmaps) vs. Vektorgrafik ==== Man unterscheidet grundsätzlich zwischen diesen beiden Arten von Grafiken. === Rastergrafiken / Pixelgrafiken === bestehen aus Bildpunkten (Pixel), denen Farbinformation zugeordnet sind. Die Größe der Grafik hängt von der Anzahl und Größe dieser Farbpunkte ab. Bei der Bearbeitung von Pixelgrafiken werden die einzelnen Bildpunkte bearbeitet. Rastergrafiken werden für Digitalfotos und eingescannte Bilder verwendet. Rastergrafiken können nicht beliebig vergrößert werden: je stärker die Vergrößerung, desto mehr erkennt man die Pixelstrukturen (es wird pixelig). {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-144435.png}} == Dateiformate für Rastergrafiken == ^JPG|Grafikformat zur Speicherung von Bildern mit verlustbehafteter Kompression. Als Dateinamenerweiterung wird meistens **jpg**, seltener **jpeg** oder **jpe** verwendet. Die meisten Fotos im Internet werden im Format JPG gespeichert.| ^PNG|Grafikformat mit verlustfreier (lossless) Kompression. PNG unterstützt neben unterschiedlichen Farbtiefen auch Transparenz per Alphakanal. PNG ist das meistverwendete verlustfreie Grafikformat im Internet.| ^GIF|Grafikformat mit verlustfreier Kompression für Bilder mit bis zu 256 Farben. GIF-Bilder können auch Transparenz darstellen. GIF-Bilder können aus mehreren Einzelbildern bestehen, die als Animation abgespielt werden.| ^TIF|Professionelles Grafikformat für Austausch von hochwertigen Bilddateien. TIFF speichert mit verlustfreier Kompression und erlaubt hohe Farbtiefen.| ^BMP|Unkompromiertes Grafikformat mit hoher Farbtiefe. Aufgrund des hohen Speicherbedarfs nicht für das Internet geeignet.| === Vektorgrafiken === Eine Vektorgrafik ist eine Computergrafik, die aus Objekten wie Linien, Kreisen, Polygonen oder Kuven zusammengesetzt ist. Um beispielsweise das Bild eines Kreises zu speichern, benötigt eine Vektorgrafik mindestens zwei Werte: * die Lage des Kreismittelpunkts und * den Kreisdurchmesser Neben der Form und Position der Objekte werden auch die Farbe, Strichstärke, diverse Füllmuster und weitere, das Aussehen bestimmende Daten angegeben. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-145224.png}} Vektorgrafiken können ohne Qualitätsverlust vergrößert werden. Viele Vektorgrafiken findet man auf [[https://www.freepik.com/free-vectors/graphics]] == Grafikformate für Vektorgrafiken: == ^SVG| Scalable Vector Graphics (SVG, engl. „skalierbare Vektorgrafik“) ist die vom World Wide Web Consortium (W3C) empfohlene Spezifikation zur Beschreibung zweidimensionaler Vektorgrafiken. Aktuelle Webbrowser können SVG-Grafiken darstellen. SVG-Dateien bestehen aus Text und können mit einem Texteditor bearbeitet werden.| ^EPS| Das Vektorformat Enculapsed PostScript (EPS) wurde von Adobe entwickelt. Es wird von zahlreichen Programmen unterstützt und im professionellen Bereich häufig als Austauschformat für Vektorgrafik (und Bitmaps) verwendet.| === Komprimierung von Bildern=== Nicht komprimierte Bilder benötigen zur zur Speicherung sehr viel Speicherplatz. Um den Speicherbedarf zu verringern, werden Bilddateien komprimiert. Man unterscheidet zwischen der verlustfreien und der verlustbehafteten Kompression: ==Verlustfreie (lossless) Kompression== Bei der verlustfreien Kompression geht keine Information verloren. Die Daten werden nur anders als vorher organisiert, indem bestimmte Redundanzen (Wiederholungen) erkannt und zusammengefasst werden. Aus den komprimierten Daten kann das Originalbild zu 100% wieder rekonstruiert werden. Dateiformate für verlustfreie Kompression sind **GIF, PNG, TIF und JPEG 2000**. ==Verlustbehaftete Kompression== Bei der verlustbehafteten Kompression wird versucht, den Informationsverlust unmerklich oder wenigstens erträglich zu halten. Bei der Komprimierung werden Bildinformationen entfernt, die für das Auge kaum wahrnehmbar sind. Je stärker das Bild komprimiert wird, desto deutlicher werden Bildfehler erkennbar. Das am häufigsten eingesetzte Dateiformat für verlustbehaftete Kompression ist **JPEG** ==Kompressionsverfahren im Vergleich== Die verbreiteten Formate weisen Vor- und Nachteile auf und eignen sich daher für den jeweiligen Zweck mehr oder weniger gut. Computergrafiken, die harte Kanten enthalten – etwa einfache Grafiken oder Screenshots – können durch verlustfreie Verfahren meist besser komprimiert werden. So zeigt das folgende Beispiel, dass bei gleicher Dateigröße JPG deutliche Fehler (Artefakte) aufweist. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-150101.png}} Das JPG-Format eignet sich besonders gut zur Speicherung von Fotos, wenn es auf geringen Speicherbedarf ankommt. Verlustfreie Formate wie PNG eignen sich in der Regel nicht für Fotografien, da sie erheblich größere Dateien produzieren. === Farbmodelle === Licht besteht aus elektromagnetischen Wellen. Die Wellenlänge bzw. die Frequenz der Lichtwelle bestimmt die Farbe des Lichts. Der Mensch hat zur Farberkennung drei verschiedene Farbrezeptoren, die Zapfen, die unterschiedliche Empfindlichkeit für Wellenlängen aufweisen. Dadurch kann der Mensch verschiedene Farben unterscheiden. Man unterscheidet verschiedene Farbmodelle: == RGB-Farbmodell == Im RGB-Farbmodell (RGB: **R**ot, **G**rün, **B**lau) werden Farben durch Mischen der drei Grundfarben Rot, Grün und Blau dargestellt. Der RGB-Farbraum ist ein additives Farbmodell: Farben werden durch ausgesendetes Licht dargestellt. Je nach Anteil von rotem, grünem und blauem Licht werden verschiedene Farben wiedergegeben. \\ //Man kann sich die Farbkreise im Bild rechts als drei Scheinwerfer vorstellen, die eine rote, eine grüne und eine blaue Kreisfläche an die Wand projizieren. Dort wo alle drei Farben übereinander liegen, ergibt sich Weiß. Die Addition von Rot und Grün ergibt die Farbe Gelb etc.// \\ Pro Farbe stehen 256 Helligkeitsstufen zur Verfügung. Ist jede Farbe auf maximale Helligkeit (255) eingestellt, so ergibt sich die Farbe Weiß, bei einer Einstellung von 0 erhält man Schwarz. \\ Daher hat das RGB-Modell eine Farbtiefe von 24 Bit (8 Bit pro Kanal) und kann 16,7 Mio. Farben darstellen. Die restlichen Farben werden durch Farbaddition der Grundfarben dargestellt; d.h. alle Farben zusammen ergeben nicht Schwarz, sondern heben sich auf und ergeben Weiß. Bildschirme gehen immer von einem schwarzen Hintergrund aus, auf dem durch Aktivieren von Elektronenstrahlen rote, blaue und grüne Punkte zum Leuchten gebracht werden. Für jeden Bildpunkt stehen drei verschiedenfarbige Pixel zur Verfügung, deren Leuchtstärke je nach erwünschter Farbe geändert wird. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-150224.png }} {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-150233.png }} == CMYK – Farbmodell == CMYK steht für die Farben **C**yan, **M**agenta, **Y**ellow und Schwarz (**K**ey). Diese Farben stehen für Druckfarben und ihr Anteil wird in Prozent von 0 bis 100 % angegeben. \\ //Das CMYK-Farbmodell ist ein **subtraktives** Farbmodell: die im Bild rechts gezeigten Farbscheiben kann man sich als bunte Filterscheiben vor einem weißen beleuchteten Hintergrund vorstellen.// \\ Die Mischung der Farben Cyan, Magenta, Yellow ergibt nur theoretisch Schwarz, in der Praxis wird im Druckprozess Schwarz (**K**ey) hinzugefügt. Dabei wird zusätzlich noch ein besserer Kontrast erzielt. \\ \\ Alle Farbdrucker haben mindestens CMY-Farben und Schwarz. Jeder Druckvorgang eines Bildes im RGB-Farbmodell erfordert vor dem Ausdruck eine Umrechnung in das CMYK-Farbmodell. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-150753.png}} == HSV – Farbmodell == Im HSV-Farbraum bestimmt man eine Farbe mit Hilfe des Farbwerts (englisch **h**ue), der Farbsättigung (**s**aturation) und des Helligkeitswerts (**v**alue). * **Farbwert** als Farbwinkel H auf dem Farbkreis (etwa 0° für Rot, 120° für Grün, 240° für Blau) * **Sättigung** S in Prozent (0 % = Neutralgrau, 50 % = wenig gesättigte Farbe, 100 % = gesättigte, reine Farbe) oder in einem Intervall von Null bis Eins * **Hellwert** V als Prozentwert (0 % = keine Helligkeit, 100 % = volle Helligkeit), oder in einem Intervall von Null bis Eins, auch Dunkelstufe genannt. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-150806.png}} ==Graufen - Farbmodell == Ein Graustufenbild hat keine Farben. Es besteht aus verschiedenen Grauwerten in Abstufungen von 0 (Schwarz) bis 255 (Weiß). === Farbtiefe === Bilder bestehen aus Bildpunkten, denen Farben zugeordnet sind. Die Farbtiefe gibt an, wie viele Farbabstufungen möglich sind und wird in Bit angegeben. Je größer die Anzahl der Bits ist, desto mehr Farbabstufungen sind möglich. ^ Bild ^ Farbtiefe ^ Anzahl Farbabstufungen ^ |Schwarz-Weiß-Bild ohne Grauabstufungen |1 Bit |2 Farben: Schwarz und Weiß | |Graustufenbild |8 Bit |28 = 256 Farben | |GIF-Bild (indizierte Farben) | 8 Bit |28 = 256 Farben | |Farbbilder (JPG) |24 Bit = 3 Farben je 8 Bit |224 = 16,7 Mill. Farben | |Farbbilder mit Transparenz (TIF) |32 Bit = 3 Farben + Transparenz je 8 Bit |232 = 4,3 Mrd. Abstufungen| |CMYK |32 Bit = 3 Farben + K-Wert je 8 Bit |232 = 4,3 Mrd. Farben | === Farbpaletten – indizierte Farben === Im GIF-Format kann man pro Grafik aus den 16,7 Mio. möglichen Farben des RGB-Farbmodells maximal 256 Farben wählen und abspeichern. Bei einer solchen Farbauswahl spricht man von einer Farbpalette. Jede der 256 Farben der Farbpalette bzw. Farbtabelle kann beliebige RGB-Werte haben. Zu jedem Bildpixel wird also nur die Nummer der dazugehörigen Farbe aus der Farbpalette gespeichert. Dadurch wird deutlich Speicherplatz gespart. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151352.png}} === Farbton === Der Farbton bezeichnet in der Farbenlehre die Eigenschaft, nach der man Farbempfindungen nach beispielsweise **rot**, **gelb** oder **grün** unterscheidet. Eine Farbe desselben Farbtons kann entweder in der **Farbsättigung** variieren, wie graublau oder in der **Helligkeit**, beispielsweise rosa. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151423.png }} {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151434.png }} === Farbsättigung === Die Farbsättigung gibt die Stärke bzw. Intensität der Farbe an: Je bunter und kräftiger uns die Farben eines Bildes erscheinen, desto höher ist die Farbsättigung. Flaue Farben haben eine geringe Farbsättigung. Bilder, die entsättigt wurden, haben nur noch Grautöne. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151454.png}} === Farbbalance === Ein Bild mit guter Farbbalance zeigt keinen Farbstich. Die Beurteilung der Farbbalance eines Bildes ist subjektiv und hängt von Geschmack und Urteilsvermögen ab. Im Bild rechts ist deutlich ein Farbstich zu sehen – hier wurde die Farbbalance korrigiert. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151519.png}} === Kontrast und Dynamik === Der **Kontrast** bezeichnet den Unterschied zwischen hellen und dunklen **Bereichen** eines Bildes. Der **Kontrastumfang** oder die **Dynamik** beschreiben den **Intensitätsunterschied** zwischen dem **hellsten** und **dunkelsten** **Punkt** eines Bildes. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151602.png}} === Helligkeit (Luminanz) === Die **Luminanz** ist eine fotometrische Größe aus der Videotechnik, die als Maß für die Helligkeit von Bildpunkten verwendet wird. Jede Farbe im RGB-Farbmodell kann 256 Helligkeitsstufen annehmen. Verändert man bei einem Bild die Helligkeit, so wird bei allen Pixeln die Helligkeitsstufe erhöht bzw. verringert. Bei einem Foto führt die Änderung der Helligkeit meist zu keinem befriedigenden Ergebnis: schwarze Bereiche werden heller bzw. weiße Stellen werden hellgrau. Damit schwarze Bereiche schwarz und weiße weiß bleiben, muss man eine **Gammakorrektur** durchführen! {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151636.png}} === Gamma === Bei einer Gammakorrektur bleibt Schwarz auch schwarz und Weiß bleibt weiß – nur die mittleren Farbtöne werden verändert. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151650.png}} Um die „Helligkeit“ eines Fotos zu ändern ist so gut wie immer eine Gammakorrektur der richtige Weg! === Transparenz === {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190429-151700.png}} Die Transparenz ist die Durchsichtigkeit bzw. Lichtdurchlässigkeit einer Fläche. In der Bildbearbeitung werden oft Bildebenen verwendet. Durch transparente Flächen scheinen darunter liegende Bildflächen durch. Die **Deckkraft** bestimmt, wie durchsichtig die Fläche ist. Sie geht von 100 % (keine Transparenz) bis 0 % (komplette Transparenz) Dateiformate zur Speicherung von Transparenz sind beispielsweise **PSD** (Photoshop), **XCF** (Gimp), **PNG** und **TIF** (stufenlose Transparenz) und **GIF** (nur eine transparente „Farbe“). **JPG** kennt keine Transparenz ==== Gefahren der Bildbearbeitung ==== Digitale Fotos finden sich heute fast immer als Zugabe oder Beleg zu Nachrichten-Meldungen, die im Internet verbreitet werden. In manchen Fällen wollen sie nur auf das Thema aufmerksam machen, haben aber keinen Bezug zum aktuellen Geschehen. Sind solche Abbildungen entsprechend gekennzeichnet, ist dagegen nichts einzuwenden. Problematisch sind allerdings Fotos, die entweder bewusst in einem falschen Kontext eingesetzt oder die manipuliert werden, um eine beabsichtigte Wirkung zu verstärken. In diesem Fall haben Fotos eine tragende Rolle im Umfeld von „Fake News“; sie können deren Wirkung verstärken oder sogar als scheinbarer Beleg für die ver- oder gefälschte Nachricht dienen. Die Multimedia-Forensik kennt eine Reihe von Methoden, die hier bei der Aufdeckung helfen können. Dabei werden die bekannten Schutzziele Authentizität und Integrität betrachtet. Hinsichtlich der Authentizität sind die Quelle des Fotos, aber auch Ort und Zeitpunkt des Erstellens wichtig. Bei der Integrität wird geprüft, ob Veränderungen am Foto selbst vorgenommen wurden. [[https://www.maz-online.de/Brandenburg/AfD-verbreitet-manipuliertes-MAZ-Foto-von-Fridays-for-Future-Demo-in-Potsdam?fbclid=IwAR0CFBoK2zVrh8yWEHhAkopOKLSQLstOg1GwIFk9ugVItH3sRA4vrdX437U|Von der AfD manipuliertes Foto bei der Klimademo in Potsdam ]] ===Authentizität=== Eine Kamera hinterlässt auf einem mit ihr gemachten Foto Spuren, die sich forensisch auswerten lassen. Das sind zum einen unvermeidliche Fehler im Chip der Kamera, mit dem das Foto aufgenommen wird, zum anderen aber auch Eigenschaften der Kamera-Software beim Erzeugen der Fotodatei. Eine ebenfalls bei der Beurteilung eines Fotos wichtige Frage ist, ob dieses Foto bereits in Nachrichten oder auf andere Weise verwendet wurde und sich somit ein Mindestalter bestimmen lässt. Zu guter Letzt kann auch von Interesse sein, in welchem Kontext das Foto bereits verwendet wurde, da ein Sprung im Kontext auf einen Bruch der Authentizität hinweist. ==Quantisierungstabellen== JPEG ist das übliche Format für Fotos im Internet. Es ist verlustbehaftet und führt zur Datenreduktion eine Quantisierung von Bildinhalten durch. Diese Quantisierung wird durch Quantisierungstabellen gesteuert. Verschiedene Kameras und Softwarelösungen verwenden individuelle Tabellen, die aus einer JPEG-Datei abgeleitet werden. Eine der einfachsten Möglichkeiten, die Authentizität einer Bilddatei zu überprüfen, ist es daher, die tatsächliche Quantisierungstabelle mit derjenigen der behaupteten Quelle zu vergleichen. Beispielsweise könnte behauptet werden, ein Foto stammt direkt aus einer Kamera, tatsächlich passt die Tabelle aber zu der JPEG-Funktion eines Bildbearbeitungsprogramms. In der Praxis ist diese Authentizitätsprüfung allerdings fehleranfällig: Zum einen werden kaum Fotos direkt aus der Kamera verwendet, sondern durchlaufen erst eine Bildanpassung in einer Software. Die Exif-Daten in den JPEG-Dateien, die die Kamera angibt, werden aber von der Software einfach kopiert. So entsteht eine JPEG-Datei, bei der die angebliche und die tatsächliche letzte Quantisierungsursache nicht übereinstimmen. Anderseits kann die Tabelle auch leicht kopiert oder übernommen werden, um so Angriffe zu verwischen. == Ballistik == Eine zuverlässige Strategie, die Herkunft einer Bilddatei nachzuweisen, ist die sogenannte Kamera-Ballistik. Hier werden Fehler in den bilderzeugenden Chips der Kamera erkannt und so ein individueller Fingerabdruck der Kamera erstellt, der sich auf jedem Foto findet, das mit der Kamera gemacht wird. Allerdings erfordert das Erzeugen eines solchen Fingerabdrucks eine Sammlung von Fotos, die nachweislich mit einer Kamera gemacht wurden. Rund 100 Bilder sind hierzu erforderlich. Dann ist es allerdings möglich, ein neues Foto dahingehend zu bewerten, ob es mit dieser Kamera erstellt wurde. Nutzt ein Journalist also immer dieselbe Kamera, kann ein angeblich neues Foto von ihm so überprüft werden. Allerdings besteht auch hier Manipulationsgefahr: Auch ein Angreifer könnte den Fingerabdruck berechnen und diesen dann auf seinen eigenen Bildern fälschen, um so den Journalisten als Quelle vorzutäuschen. ==Robuste Hashverfahren== Es reicht häufig, alte Bilder als scheinbaren Beleg für eine Falschmeldung beizustellen, um deren Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Robuste Hashverfahren erlauben es, dasselbe Bild wiederzuerkennen, auch wenn es in verschiedenen Formaten gespeichert oder auch skaliert wurde. Idealerweise sammelt hier eine zentrale Stelle Fotos, die in Pressemitteilungen verwendet wurden und prüft neue Mitteilungen dann gegen die Datenbank ab. Die robusten Hashverfahren erlauben das in einer sehr effizienten Weise. Fortgeschrittene Lösungen sind auch resistent gegen Ausschnittsbildung. Sie erkennen also das ursprüngliche Bild auch dann, wenn in einer Falschmeldung nur ein Teil des Originals verwendet wurde. === Integrität === Digitale Fotos lassen sich einfach und auf vielfältige Weise verändern. Während einige dieser Änderungen nur die Wirkung des Fotos verbessern sollen, also beispielsweise Helligkeit oder Farbe optimieren, greifen andere bewusst in die Aussage des Fotos ein. Objekte werden aus anderen Bildern hinzugefügt oder unerwünschte Bildteile werden verdeckt. Diese Änderungen hinterlassen Spuren, die man mit forensischen Verfahren entdecken kann. == Mehrfache Kompression == Eine der einfachsten Möglichkeiten, einen ersten Anhaltspunkt für Bildmanipulationen zu erhalten, ist es, eine mehrfache Kompression eines Fotos nachzuweisen. Da ein JPEG-Algorithmus immer eine Quantisierung der Farbkanäle durchführt und diese Quantisierung je nach Qualität unterschiedlich ausfällt, entstehen hierbei in einem Histogramm der JPEG-Koeffizienten deutliche Spuren. Dabei gilt aber ebenso wie bei den verwendeten Quantisierungstabellen, dass eine mehrfache Kompression auch ohne Manipulation entstehen kann, beispielsweise wenn ein Foto aus einer Kamera (1. Kompression) mit einem Bildbearbeitungsprogramm aufgehellt und dann wieder gespeichert wurde (2. Kompression). {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190519-131001.png}} Die Betrachtung von Histogrammen der DCT-Koeffizienten zeigt eine mehrfache Kompression. Links treten zwei verdächtige Häufungen auf, rechts im Vergleich ein unverdächtiges Histogramm. Die Y-Achse zeigt die Häufigkeit, die X-Achse die Werte ==Kopierstempel== Die einfachste Art, ein Foto mit einer entsprechenden Software zu manipulieren, ist es, unerwünschte Elemente mit anderen Bereichen des Fotos zu ersetzen oder zu überdecken. Der Vorteil hierbei ist, dass viele Eigenschaften wie Beleuchtung und Farbpalette identisch bleiben. Eine solche Änderung hinterlässt allerdings eine verräterische Spur: Ein identischer Teil des Fotos kommt jetzt zweimal im Bild vor. Dies lässt sich mit sehr einfachen Algorithmen erkennen. Theoretisch könnte man einfach alle Pixel miteinander vergleichen, identische markieren und Häufungen von Nachbarschaften kenntlich machen. Dies führt aber zu sehr langsamen und auch ungenauen Verfahren. Daher werden heute zuerst übergeordnete Merkmale des Bildes extrahiert und sortiert. Treten untypische Übereinstimmungen auf, werden diese weiterverfolgt, indem die identischen Bereiche maximiert werden. So lassen sich identische Bereiche effizient auffinden. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190519-131039.png}} Ein bekanntes Beispielfoto, in dem Bildelemente an andere Stellen kopiert wurden, um die Aussage zu manipulieren. Rechts das Ergebnis des Detektors, zwei Bereiche kommen doppelt vor ==Fremde oder geänderte Bildelemente== Ein allgemein anwendbarer Ansatz, Manipulationen in einem Bild aufzudecken, ist es, statistische Unregelmäßigkeiten in spezifischen Bereichen zu finden. So führt eine JPEG-Kompression in einem Bild immer zu schwachen Veränderungen im Vergleich zum Ausgangsbild. Wie stark diese Änderungen sind, kommt allerdings darauf an, ob das Bild eine vergleichbare Kompression bereits erfahren hat. Werden nun Objekte aus einem anderen Bild in ein Bild hineinkopiert, so haben diese eine andere Historie und verhalten sich bei einer Kompression anders. Die Änderungen lassen sich aufzeigen. Ebenso gilt dies, wenn Bereiche weichgezeichnet oder ausgeschnitten, skaliert und an anderer Stelle wieder eingefügt werden. {{:inf:inf8bi_201819_matura:pasted:20190519-131149.png}} Abweichungen im Verhalten eines Fotos können auf Manipulationen hinweisen. Links das manipulierte Bild, in der Mitte die ermittelten Abweichungen bei der Kompression, rechts dann die erkannte Position der Manipulation ===== Praxis mit Adobe Photoshop ===== * [[http://elearn.bgamstetten.ac.at/wiki/lib/exe/fetch.php?media=informatik:k5inf:photoshop_skriptum.pdf| Skriptum Photoshop ]] * [[.:7:7_01|Grundeinstellungen ]] * [[.:7:7_02|Ebenen]] * [[.:7:7_03|Auswahlwerkzeuge ]] * [[.:7:7_04|Bildqualität optimieren ]]