====== 4.6) Planung eines Systems ====== Vor der Installation von Betriebssystemen (oder eines Bootmanagers) sollte man sich gründlich Gedanken über den Aufbau des Systems machen. Die wichtigste Überlegung betrifft die Auswahl der Betriebssysteme, die parallel betrieben werden sollen.\\ Anschließend sollte man planen, wie viel Festplattenspeicher für jedes Betriebssystem vorgesehen werden soll. Die Hersteller geben in der Regel einen Mindestbedarf an Speicherplatz an – dieser sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden. Dabei ist auch zu bedenken, ob das System zukünftig erweitert werden soll. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, eine eigene Partition für Daten anzulegen, auf die mehrere oder alle Betriebssysteme zugreifen können. Ein solches Vorgehen erleichtert die Datenverwaltung in Mehrsystemumgebungen.\\ Wenn die Festplatte groß genug ist, empfiehlt es sich, einen Teil zunächst unpartitioniert zu lassen. Dieser freie Bereich kann später flexibel für neue Systeme oder zusätzliche Daten verwendet werden. Neuere Computer verwenden oft das **UEFI-BIOS** anstelle des klassischen BIOS. Dabei wird meist eine **EFI-Systempartition (ESP)** benötigt, auf die Bootmanager wie GRUB oder der Windows Bootloader zugreifen können. Diese Partition sollte etwa 100–300 MB groß und mit dem FAT32-Dateisystem formatiert sein. ====== Besonderheiten und Probleme der einzelnen Betriebssysteme ====== ==== Probleme mit DOS / Windows 95/98/ME ==== * Bei FAT16 durfte eine Partition nicht größer als 2 GB sein.\\ * Von einer zweiten Festplatte kann nur gebootet werden, wenn auf der ersten Festplatte keine primäre Partition sichtbar ist.\\ * Unterstützung für moderne Hardware ist nur eingeschränkt oder gar nicht gegeben. ==== Probleme mit Windows NT / 2000 / XP ==== * Das Setup-Programm überschreibt standardmäßig den **Master Boot Record (MBR)** – Vorsicht bei Mehrsystemkonfigurationen!\\ * Partitionen können nach der Einrichtung nicht mehr ohne zusätzliche Software verkleinert werden.\\ * Die Unterstützung für aktuelle Dateisysteme (z. B. exFAT oder GPT) fehlt. ==== Windows 7 / Windows 8 / Windows 10 / Windows 11 ==== * Ab Windows 7 lassen sich Partitionen auch nachträglich über die **Datenträgerverwaltung** verkleinern oder vergrößern: * Rechtsklick auf Partition → „Volume verkleinern“ / „Volume erweitern“ * Windows kann auf GPT-basierten Festplatten installiert werden (nur bei UEFI-Systemen).\\ * Ab Windows 10 wird standardmäßig das **ReFS-Dateisystem** für bestimmte Anwendungsfälle unterstützt. ==== Linux ==== Linux kann auf einer Festplatte bis zu 15 Partitionen verwalten, davon maximal 11 **logische Partitionen**.\\ Partitionen werden über sogenannte **Device-Dateien** angesprochen:\\ /dev/sda, /dev/sdb, /dev/sdc etc ... für Festplatten.\\ /dev/sda1, /dev/sda5, ... für deren Partitionen.\\ \\ Die Partitionsnummern 1–4 sind für primäre und erweiterte Partitionen reserviert, logische Partitionen beginnen mit 5.\\ Die folgende Abbildung veranschaulicht die Nummerierung: Auf der Festplatte gibt es zwei primäre Partitionen und eine erweiterte Partition, die drei logische Partitionen enthält. {{:inf:betriebssysteme:linux_partitionen.png?500|}} Die maximale Partitionsgröße im klassischen MBR-Layout beträgt 2 TB. Größere Festplatten benötigen eine GPT-Partitionstabelle (GUID Partition Table).\\ **Hinweis:** Viele moderne Linux-Distributionen nutzen standardmäßig das **ext4-Dateisystem**. Für spezielle Anwendungen sind auch andere Dateisysteme wie **Btrfs**, **XFS** oder **ZFS** verfügbar. === Anzahl und Größe der Linux-Partitionen === Es gibt keine allgemeingültige Regel für die Anzahl und Größe der Partitionen unter Linux. Eine bewährte Grundaufteilung ist: * **Systempartition** `/`: Enthält das gesamte Betriebssystem inklusive aller Programme.\\ Empfehlenswerte Größe: 20–40 GB. * **Home-Partition** `/home`: Für persönliche Daten und Einstellungen.\\ Größe je nach Nutzung, z. B. 100–500 GB oder mehr. * **Swap-Partition**: Wird genutzt, wenn der Arbeitsspeicher voll ist.\\ Größe: 1× bis 2× RAM (bei viel RAM auch weniger, z. B. 2–4 GB).\\ Moderne Linux-Systeme unterstützen auch **Swap-Dateien** anstelle fester Partitionen – diese können flexibler verwaltet werden. ====== Mehrere Betriebssysteme verwalten ====== Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mehrere Betriebssysteme auf einem Computer zu verwalten: * **Bootmanager** wie GRUB (Linux), rEFInd (für UEFI-Systeme), BootMagic, Bootstar oder Acronis OS Selector * **Windows-Bootloader** (z. B. bei Dual-Boot mit Windows und Linux), der über die `bcdedit`-Konfiguration angepasst werden kann * **GRUB** oder **GRUB2** (bei fast allen modernen Linux-Distributionen enthalten), oft automatisch installiert und konfiguriert * **Manuelle Auswahl über das BIOS/UEFI** – bei mehreren Festplatten kann im Bootmenü ausgewählt werden, von welchem Gerät gebootet wird * **Virtuelle Maschinen** als Alternative: Statt Mehrfach-Boot können andere Betriebssysteme innerhalb eines laufenden Systems genutzt werden (z. B. VirtualBox, VMware, Hyper-V) **Hinweis:** Bei UEFI-Systemen ist besondere Sorgfalt bei der Einrichtung mehrerer Betriebssysteme nötig, da jeder Bootloader in der EFI-Systempartition abgelegt wird.